14 wirklich überzeugende Gründe mit deinem Vorschulkind zu singen

14-gründe-mit-deinem-vorschulkind-zu-singen, Singen als Schulvorbereitung

Während ich hier sitze und diesen Blogartikel schreibe habe ich das Programm brain.fm laufen. Brain.fm ist ein Programm für Musikhintermalung. Du kannst dort Musikstücke wählen, um dich zu konzentrieren, zu entspannen oder zu meditieren.
Es ist mein erster Versuch und ich finde es bemerkenswert, dass ich gerade heute auf diese Idee gekommen bin. Denn gerade heute möchte ich dir mehr über die Wichtigkeit von Musik und Singen für die Entwicklung deines Kindes erzählen.

Leider bemerke ich, dass immer weniger gesungen wird:

  • In der Gesellschaft ganz allgemein
  • In Familien
  • In Kindergärten und
  • In Schulen

Aber ich kann doch gar nicht singen!

Immer wieder höre ich von Eltern, das Argument, sie können nicht singen. Leute, das ist Quatsch. Jeder kann singen. Bei manchen Menschen klingt es vielleicht ein wenig besser, als bei anderen. Aber eine Stimme richtig zu bilden braucht Zeit, Übung und Training. Selbst jemand, der eine schöne Singstimme hat, braucht Übung, damit die Stimme klar und rein bleibt.

Für den positiven Effekt, den das Singen auf die Entwicklung deines Kindes hat, brauchst du aber keine ausgebildete Stimme. Summen oder Brummen reicht für den Anfang schon.

Schulprobleme unserer Kinder – und warum singen ein Ansatz ist, diese zu lösen

Viele Kinder haben bei Schuleintritt Probleme. Sie sind nicht ausreichend auf die Schule vorbereitet. Daher haben diese Kinder Schwierigkeiten ruhig zu sitzen, sich ausreichend zu konzentrieren, gerade zu sitzen und den Stift richtig zu halten. Viele Kinder haben eine schlechte Handschrift. Das führt nicht nur dazu, dass die Lehrkräfte das Geschriebene nicht lesen können. Diese Kinder haben zudem oft auch noch Schwierigkeiten beim Lernen.

Was hat das jetzt aber alles mit dem Singen zu tun?

Singen hat eine Menge positiver Auswirkungen auf Körper, Geist und Seele. Die Auswirkungen sind so zahlreich und es gibt so viele Studien dazu, dass man sich tatsächlich fragt, warum gerade Zeichnen, Musik und Turnen in den Lehrplänen eine so untergeordnete Rolle spielen. (Zur leichteren Orientierung in diesem Artikel gliedere ich die positiven Auswirkungen vom Singen in körperliche, kognitive und soziale Aspekte. Die Nummerierung der einzelnen Auswirkungen läuft durch.)

Die körperlichen Auswirkungen vom Singen

Fangen wir mit den körperlichen Auswirkungen an. Die springen ja als erstes ins Auge. Ich schildere alle am Beispiel eines singenden Kindes.

1. Singen fördert die Haltung

Um wirklich singen zu können und den Klangraum voll zu nutzen, brauchen Singende eine aufrechte Haltung. Um einen guten Klangraum zu erzeugen braucht die Lunge Platz. Dies erreichen Singende, indem sie den Brustkorb entspannen und sich aufrichten. Diese aufrechte Haltung stärkt die Rückenmuskulatur. Sie hat aber auch noch einen anderen Nebeneffekt. Eine aufrechte Haltung beeinflusst die Stimmung positiv.
Durch die aufrechte Haltung fühlt sich das Kind selbstbewusst. Es wirkt nach außen hin aktiv und kraftvoll.

2. Singen beeinflusst die Atmung positiv

Beim Singen lernt dein Kind die Bauchatmung. Es atmet also ganz tief in den unteren Teil der Lunge. Dabei senkt sich das Zwerchfell und der untere Teil der Lunge wird mit Luft befüllt. Dies führt zu einer besseren Sauerstoffversorgung im Blut und der Kreislauf wird angekurbelt. Dadurch entsteht ein Sog, der das Herz bei seiner Arbeit unterstützt. Blut wird aus den Beinen zurück gepumpt.
Beim Singen halten wir oft lange Töne. Dabei verschiebt sich ganz automatisch der Atemrhythmus. Die Ausatmung wird länger als sonst.

Der Körper wird also gut mit Sauerstoff versorgt und kann durch die lange Ausatmung Kohlendioxid freisetzen. Die Bauchatmung wirkt an sich beruhigend. Das weißt du vielleicht noch aus den Atemübungen in der Schwangerschaft.

3. Singen stärkt das Nervenkostüm

Singen harmonisiert das vegetative Nervensystem. Das vegetative Nervensystem ist für die automatischen Abläufe im Körper verantwortlich. Wir können es also bewusst nicht steuern. Das vegetative Nervensystem hat zwei Gegenspieler: den Sympathikus und den Parasympathikus. Der Sympathikus ist aktiv, wenn wir unter Druck stehen – also Stress haben. Der Parasympathikus sorgt für Beruhigung und Entspannung. Gut geht es uns dann, wenn die beiden im Gleichgewicht sind.
Das tiefe Atmen beim Singen hilft uns, zu entspannen und aktiviert den Parasympathikus.

4. Singen stärkt das Immunsystem

Bei einer Studie des Instituts für Musikpädagogik der Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt am Main untersuchte Prof. Dr. Gunter Kreutz zusammen mit Psychologen und Medizinern die Speichelproben von Kirchenchormitgliedern. Nach der Chorprobe war die Anzahl der Immunglobuline A (igA) stark gestiegen. Immunglobuline A sind Eiweiße. Sie gehören zum Immunsystem des Körpers. Du findest sie auch auf jedem Blutbefund 😉
Sie bilden an den Schleimhäuten einen Schutz gegen Krankheitserreger.

Spannenderweise wurde dieser Anstieg nur verzeichnet, wenn die Menschen selbst gesungen haben. Hatten sie nur der Musik zugehört, blieb der Anstieg aus.

5. Singen macht glücklich und schützt vor Depression

Beim Singen werden die Glückhormone Endorphin, Serotonin und Dopamin freigesetzt. Gleichzeitig werden die Stresshormone Cortisol und Adrenalin abgebaut.

Ob das der Grund für Marschlieder ist?

Auf alle Fälle ist es die wissenschaftliche Begründung dafür, dass viele Menschen singen, wenn ihnen etwas unheimlich ist. Z. B. auf dem Weg in den dunklen Keller.

6. Singen stärkt die Körperwahrnehmung und Selbstkontrolle

Beim Singen lernt dein Kind mithilfe seiner Stimmbandmuskulatur seine Stimmritzen so zu verändern, dass es verschiedenen Töne und Klänge erzeugt. Dabei ist sein Gehör die beste Fehlerkontrolle.

Dein Kind lernt also einerseits wahrzunehmen, wenn ein Ton nicht so klingt, wie es das möchte, andererseits lernt es selbst so lange Korrekturen an seiner Stimmbandmuskulatur vorzunehmen, bis es sich richtig anhört.

Genau das ist Selbstkontrolle und Selbstwirksamkeit. Dein Kind lernt, dass es selbst in der Lage ist, an dem erzeugten Ton etwas zu ändern, indem es seine Muskulatur richtig gebraucht.

Singen und Gehirnentwicklung

Zu singen wird auch oft getanzt oder der Gesang wird mit bestimmten Bewegungen begleitet. Bewegungen übers Kreuz stärken die Verbindung beider Hirnhälften. Das Zusammenspiel zwischen den Gehirnhälften ist wichtig für spätere Denkvorgänge wie z. G. das Lesen und Rechnen.

7. Gehörschulung

Kinder lernen durch das Zuhören und durch das Singen verschiedene Tonhöhen zu unterscheiden. Sie verwenden im Normalfall die Begriffe hell und dunkel und erst später die Begriffe hoch und tief.

8. Die positiven Auswirkungen auf die Sprache und die Motorik

Sprache hat für das Kind dient dem Kind einerseits seine individuelle Befindlichkeit und seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen, andererseits ermöglicht Sprache Kommunikation mit anderen.

Kinder kommen mit der Fähigkeit zur Welt, alle Sprachen zu erlernen. Erst ab ungefähr dem zwölften Lebensmonat verlieren sie die Fähigkeit Laute wahrzunehmen und unterscheiden, die in der Muttersprache nicht vorkommen. Dadurch wird das Erlernen der Muttersprache erleichtert und vorangetrieben.

Singen wird von Kindern mit emotionaler Zuwendung gleichgesetzt. Über die vielen positiven Auswirkungen von Kniereitern auf die Entwicklung von Kleinkindern habe ich hier schon geschrieben. Bei den meisten Kniereitern wird ja auch gesungen.

Schon zweijährige Kinder erfinden Melodien und summen vor sich hin. Damit drücken sie ihr Befinden aus.

Das Sprachzentrum und das Motorikzentrum der Hand liegen im Gehirn ganz nah beieinander. Im Motorikzentrum der Hand nimmt der Daumen einen ganz besonderen Stellenwert ein. Er ermöglicht das Zugreifen. Darum wird bei Fingerspielen dem Daumen viel Platz eingeräumt. Dieses Begreifen hilft dem Kind seine Welt wahrzunehmen und zu erfassen. Es hat also auch etwas mit der Entwicklung der Intelligenz zu tun.

9. Greifen und Schreiben

Über Umwege fördert singen also auch die Fähigkeit zu greifen und die Geschicklichkeit der Hand. Nicht umsonst setzen Logopädinnen auf Übungen mit der Hand, um Kindern mit Schluckbeschwerden zu helfen.

Jetzthaben wir also wieder den Bogen zur Schrift geschlagen. Denn um wirklich leserlich schreiben zu können, braucht dein Kind eine gut geschulte Hand.

Die Hand muss

  • Gut zugreifen können
  • Kräftig genug sein, einen Stift längere Zeit zu halten
  • Beweglich genug um runde Buchstaben schön zu schreiben
  • Und empfindlich genug, um den Stift nicht zu fest am Papier aufzusetzen und zu fest aufzudrücken.

Das ist ein ganz schön komplexer Vorgang und die Hand wird schon lange vor dem Schuleintritt vorbereitet.

Klarerweise ist in diesem Bereich auch Basteln sehr förderlich.

10. Singen und Schulreife

Eine spannende Studie von Adamek und Blank (2001 mit 500 Kindergartenkindern) belegt, dass Kinder unabhängig von ihrer sozialen Schichtzugehörigkeit besser entwickeln, wenn sie singen.

Viel singende Kinder sind häufiger ihrem Alter entsprechend regelschulfähig als weniger singende Kinder. Der Unterschied ist wirklich auffällig.

Die viel singenden Kinder waren zu 88,9 % regelschulfähig, bei den wenig singenden Kinder waren es nur 44,1 %.

Adamek und Blank stellten folgende These auf: Singen, spielerisch und jenseits von Leistungsdruck fördert die physische, psychische und soziale Entwicklung von Kindergartenkindern.

Auch eine Studie der Universität Münster „Singen in der Kinderzeit“ zeigt, dass Kindergartenkinder, die täglich eine halbe Stunde singen bei der Einschulung besser abschneiden, als Kinder die nicht oder nur selten singen.

Sozialen Auswirkungen vom Singen

11. Selbstbeobachtung

Dein Kind lernt sich selbst zu beobachten. Es hört sich selbst und kann selbst korrigierend eingreifen. Es erfährt, dass es selbst ermächtigt ist, am Ergebnis etwas zu ändern. Somit wirkt Singen nicht nur auf die Selbstbewobachtung, sondern stärkt auch die Selbstwirksamkeit.

12. Empathie

Musik weckt Emotionen und hilft Gefühle auszudrücken. Kinder, die einem Musikstück eine Stimmung zuordnen können, merken auch an der Stimme anderer Personen, welches Gefühl ausgedrückt wird.

13. Aufeinander eingehen

Um gemeinsam zu singen, müssen alle gut aufeinander hören. D. h. nicht nur der eigene Stimmklang, sondern auch der der anderen ist wichtig. Die Klänge und Töne sollen auch noch zusammenpassen. Das schult das Ohr. Außerdem können Sänger leichter die Stimmung von anderen Menschen über die Stimme erahnen.

14. Gemeinschaftserlebnis

Wenn gemeinsam gesungen wird, dann gibt es einen Rahmen. Entweder in der Familie als Ritual (Gute-Nacht-Lied, Adventsingen, Geburtstagslied). Oder aber es wird im Rahmen einer Gruppe gesunden. Das kann im Chor sein, im Sommerlager am Lagerfeuer, in der Kirche, im Kindergarten beim Laternenumzug. All das sind Gemeinschaftserlebnisse die Geborgenheit schaffen. Sie vermitteln aber auch Respekt und Wertschätzung, weil klar wird, dass jeder etwas beitragen kann. Gemeinsam wird etwas geschaffen.

Außerdem ermöglicht Musik die Verständigung mit anderen Menschen über kulturelle Grenzen hinweg. Musik ist gibt es überall auf der Welt.

Auch in der Musikalischen Reise ins Zahlenland wird gesungen!

Denn Singen ist nicht nur gut für die Entwicklung deines Kindes. Es gibt auch noch eine Menge Zusammenhänge zwischen Mathematik und Musik. Diese nützen Lisa Culk (Musikpädagogin) und ich (Montessoirpädagogin), um den Kindern die Freude an der Mathematik noch besser vermitteln zu können.

Fazit

Du siehst, es gibt jede Menge Gründe mit deinem Kind zu singen.

Wichtig ist nicht, ob alles super klingt, oder ob ihr richtig singt. Wichtig sind der Weg und der Versuch.

Gemeinschaftserlebnisse entstehen auch wenn der Opa nur mitbrummt. Er trägt seinen Teil bei.

Welche Familien-Rituale du schaffen kannst, wo auch gesungen wird, erfährst du in meinem nächsten Blogartikel.

Bleib gelassen!

P.S.: Noch mehr Blogartikel zum Thema Vorschule und Schule und über Ferienkurse für Kinder findest du hier.

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