Das Todesverständnis von Kindern in ihren Entwicklungsstufen

Weißt du über das Todesverständnis von Kindern im Laufe der Entwicklung Bescheid?

Der Tod ist unserer Gesellschaft immer noch ein Tabu. Viele Eltern versuchen ihre Kinder mit den Themen Tod und Sterben zu verschonen. Dabei kommen Kinder unweigerlich im Laufe ihres Lebens mit dem Tod in Berührung. Meistens sind sie auch gar nicht schockiert. Oft sind sie sogar eher neugierig.

Was Kinder aber gut kennen, ist das Gefühl der Trauer. Aber auch mit diesem Gefühl haben viele Erwachsene so ihre Schwierigkeiten. Sie bewerten Gefühle nach gut und schlecht, gut oder böse, erwünscht oder unerwünscht.

Das Todesverständnis von Kindern

Zu den erwünschten Gefühlen gehören Liebe, Freude und Geborgenheit.

Wut, Angst, Trauer und Scham stehen auf der anderen Seite. Diese Gefühle gelten oft als unerwünscht, hemmend und schlecht.

Allerdings sind wir es, die einem Gefühl die Bewertung geben. Trauer ist keineswegs ein schlechtes oder gar sinnloses Gefühl. Darüber aber ein anderes Mal mehr.

Heute geht möchte ich etwas näher auf das Verständnis von Tod und Sterben von Kindern eingehen. Das ist nämlich vom Alter und dem Stand der Entwicklung abhängig.

So wie Kinder gehen und sprechen lernen, tasten sie sich an die Themen Verlust und Tod erst langsam heran. Auch das Konzept der Vergänglichkeit wird erst mit den Jahren erworben. Es braucht das Konzept Zeit als Grundlage.

Ab welchem Alter entwickelt dein Kind ein Verständnis vom Tod bzw. ein Todeskonzept?

Damit du weißt, wie du mit deinem Kind am besten über das Thema Tod, Verlust und Sterben sprichst, ist es wichtig, über das Todesverständnis von Kindern Bescheid zu wissen.

Haben Säuglinge bis zum 12. Lebensmonat ein Verständnis vom Tod?

Kinder dieses Alters haben noch kein Verständnis vom Tod. Der Tod bedeutet Abwesenheit und verunsichert. Diese Kinder spüren gegebenenfalls die Trauer der Bezugspersonen.
Aus diesem Grund beeinflusst der Tod eines Angehörigen ein Kind dieses Alters nur am Rande. Dennoch nehmen sie wahr, wenn die Mutter belastet, unkonzentriert oder traurig ist.

Kleinkinder bis zum 18. Lebensmonat unterscheiden zwischen belebt und unbelebt

Zwischen 8. Und 12. Lebensmonat beginnt dein Kind langsam belebte Objekte von unbelebten zu unterscheiden. Es merkt, dass Personen aber auch Tiere mit ihm interagieren. Ein Ball hingegen regiert nicht.

Abwesenheit wird wahrgenommen. Verschwindet ein Spielzeug, so beginnt das Kind danach zu suchen. Es hat großen Spaß am Kuckuck-Spiel. Also jemanden verschwinden und dann wieder auftauchen zu lassen. Verschwunden ist etwas dann, wenn es das Kind nicht sieht. Also auch dann, wenn es sich selbst die Augen zuhält.

Das Kind unterscheidet zwischen fremden und bekannten Gesichtern und ist von fremden Personen verunsichert.

Langsam wird ihm auch bewusst, dass nicht alles, was verschwindet auch wiederkommt.

Kleinkinder bis zum 2. Lebensjahr – erste Worte für den Verlust

Kleinkinder sind an allem interessiert, was sich bewegt und was Geräusche macht. Sie patschen nach einem Käfer im Garten und sind dann erstaunt, wenn er sich nicht mehr bewegt.

Gefühle werden ganz vereinfacht sprachlich ausgedrückt. Dies kommt in Sätzen wie „Papa weg?“ oder „Auto kaputt!“ Oder „Opa weh?“ zum Ausdruck.

Das Todesverständnis von Kindern bis zum 4. Lebensjahr

Diese Lebensspanne ist durch das magische, animistische und anschauliche Denken geprägt.

Gleichzeitig haben sie das Ich erst vor relativ kurzer Zeit entdeckt und beziehen daher alles auf sich.

Diese Mischung kann explosiv sein. Denn dadurch bringen Kinder das eigene Fehlverhalten mit unangenehmen Ereignissen in Verbindung. „Ich habe die Mama angeschwindelt, darum ist sie jetzt krank. Wenn ich ganz brav bin, dann wird sie wieder gesund.“

Alltagsgegenstände werden durch das animistische Denken beseelt und wichtig. Daher sind Übergangsobjekte wie Stofftiere, Schmusedecken oder Kuschelpolster sehr wichtig. Sie sind als Tröster und Helfer unersetzlich.

Die Frage nach dem WARUM beschäftigt die Kinder. Diese Frage wird auch im Zusammenhang mit so etwas Unbegreiflichem wie dem Tod gestellt. „Warum ist der Strolchi von einem Lastwagen überfahren worden?“

Allerdings gibt es trotz allem noch kein konkretes Verständnis vom Tod. Es fehlt der Erlebnishintergrund zu den abstrakten Aussagen von Erwachsenen. „Die Oma von Peter ist am Wochenende gestorben.“ Bedeutet für sich noch nichts. Wenn die Kinder aber die Gelegenheit haben, mit Peter zu sprechen und zu sehen, dass Peter traurig ist, weil sein Opa nicht mehr da ist, dann beginnen sie zu begreifen.

Das Vorschulkind zwischen 4 und 6 Jahren – Jetzt gibt es ein einfaches Todesverständnis

Kinder in diesem Alter besitzen ein einfaches Verständnis vom Tod. Tot ist nicht lebendig. Basta.

Allerdings wird der Tod nicht als absolut anerkannt. Dementsprechend kann man ein bisschen, mehr oder weniger tot sein. Es besteht die Idee, der Tod sei begrenzt und könne rückgängig gemacht werden.

Diese Ansicht wird durch diverse Zeichentrickfilme und Spiele auch noch bestärkt.

Beweglichkeit und Jugend wird mit Lebendigkeit gleichgesetzt. „Nur alte Leute sterben!“

Erlebtes wird durch Spiel verarbeitet. Dazu gehört auch der Tod. „Komm wir spielen tot sein!“ oder „Komm wir spielen Begräbnis!“ sind Verarbeitungsprozesse, die vollkommen normal sind. Wunderschön beschrieben hat das eine Erzieherin in diesem Blogartikel.

Todes- und Vernichtungsphantasien sind Teil der Entwicklung. „Du sollst tot sein!“ oder „Ich schieß dich tot!“ sind Bestrafungsphantasien. Nachdem der Tod nicht als endgültig wahrgenommen wird, hat dieser Satz für die Kinder eine ganz andere Bedeutung. Sie machen damit ihrem Frust und Ärger Luft.

Die Frage nach dem Sinn und dem Wesen des Lebens beschäftigt die Kinder. Sie beobachten die Natur genau und wollen schon mal wissen: „Wohin kommen Menschen wenn sie tot sind?“ Auch Fragen wie: „Warum fängt alles immer so schön an, und hört dann trotzdem auf?“ werden gestellt.

Das Todesverständnis des Grundschulkindes bis zum 8. Lebensjahr

Der Tod wird real und langsam als endgültig wahrgenommen.

Dadurch stellen sich aber auch Ängste ein.
„Mama, du sollst nicht sterben!“ oder Fragen wie „Was passiert mit mir, wenn ihr tot seid?“ sind an der Tagesordnung.

Abläufe werden pragmatisch durchdacht. „Wer bekommt den Fernseher, wenn Opa tot ist?“
„Wer wird mit mir Mensch-ärgere-dich-nicht spielen, wenn die Tante Anna stirbt?“

Gleichzeitig entwickeln Kinder ein Verständnis für Übergangsprozesse und biologische Abläufe. Es kann schaurig interessant sein, wie Ameisen einen toten Käfer verspeisen oder wie die Maden auf einem Tierkadaver herumkriechen.

Auch der Friedhof kann Forschungsobjekt werden. „Komm, wir gehen Gräber anschauen.“ Achtjährige lesen Grabsteine, entziffern die Sprüche auf den Schleifen der Kränze und lesen die Todesanzeigen.

Die Vorstellungen und Konzepte orientieren sich zunehmend an denen der Erwachsenen.

Manche Kinderaussage verliert den Schrecken

Mit dem Wissen um die Entwicklungsschritte verliert manche Kinderaussage, die im ersten Moment überrascht, brüskiert oder erschüttert ihren Schrecken. Vieles von dem was Erwachsene irritiert ist ganz einfach altersgerecht.

Auch wenn du mit deinem Kind über den Tod sprichst, solltest du wissen, was es in welchem Alter verarbeiten kann.

Bleib gesund und gelassen!

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