April 22, 2016

Familienzeit

Familienzeit

Wochenende

Heute ist Freitag. Heute Abend geht es ins Wochenende.
Es gibt da eine Firma, die hat als Telefonansage „Sonntag ist Familientag!“. Wenn du Kinder hast, weißt du vielleicht, von wem ich spreche. Spannenderweise habe ich bei meinen Recherchen zu diesem Artikel entdeckt, dass diverse Freizeiteinrichtugen diesen Spruch für sich entdeckt haben und damit besondere Angebote verbinden.

In meinem Artikel soll es nicht um diese Firma gehen, sondern um diese wunderbare Idee Familienzeiten genauso ernst zu nehmen, wie berufliche Termine.

Na mach ich doch, denkst du jetzt vielleicht. Ist das wirklich so? Bist du zu Familienzeiten nur für deine Familie da? Oder bist du immer im Multitastking unterwegs. Ich meine damit nicht die täglich anfallenden Hausarbeiten oder die Gartenarbeiten, für die nur am Wochenende Zeit ist. Ich meine damit auch nicht Besuche von Freunden und Verwandten.
Was ich meine, ist deine Einstellung.

  • Erlaubst du dir am Wochenende (oder wann immer deine persönlichen Familienzeiten sind) in slow motion unterwegs zu sein?
  • Nimmst du dir mehr Zeit für die Bedürfnisse deiner Kinder?
  • Unternehmt ihr etwas gemeinsam?
  • Gibt es wirklich Familienzeit in Form von Erlebnissen?

In Frankreich z. B. hatten sehr viele Schulen am Mittwoch schon mittags Schluss beziehungsweise hatten die Grundschulden diesen Tag ganz frei. Mittlerweile ist es so, dass an allen Schulen Mittwoch vormittags untterrichtet wiird. Auch die Wirtschaft hat sich auf diese Tatsache eingestellt. Es ist der Tag, an dem französische Familien Zeit für Erledigungen haben, der Tag, an dem viele Kinder ihre Freizeitangebote einplanen. Es ist aber auch der Tag, an dem man nachmittags besonders viele Familien auf dem Spielplatz oder durch die Parks streifen sieht. Es ist der Tag, wo Außenstehende den Eindruck haben, dass sich alles nach den Kindern richtet.

Das ist leider nicht so. Dadurch, dass so viele an diesem Nachmittag frei haben, wird der Tag genützt für Arztbesuche, notwendige Einkäufe, etc.

Familientag

Mir gefällt die Idee eines Familientages. Es muss ja nicht der Sonntag sein. Bei vielen Familien ist das aus beruflichen Gründen schon nicht möglich. Ärzte und Krankenschwestern haben einen Dienstplan, der sich nicht nach Arbeitstag und Wochenende richtet.

Welchen Tag du mit deiner Familie zum Familientag machst, hängt ganz von euch und euren Lebensumständen ab.

Ich finde es auch gar nicht so wichtig, was ihr macht, sondern wie ihr es macht.

Gemeinsame Erlebnisse schaffen Bindung

Jedes gemeinsame Erlebnis schafft Bindung und eine gemeinsame Erinnerung. An schöne Tage denken wir gerne zurück. Die kann uns niemand wegnehmen.

Genau daran solltest du im Umgang mit deinem Kind denken. Natürlich sollten die Grundbedürfnisse deines Kindes gedeckt sein. Trotzdem sollte es lernen, dass materieller Besitz vergänglich ist. Ein iPhone oder das siebente PC-Spiel geht irgendwann kaputt oder verliert seinen Reiz.

Wenn es dir gelingt, gemeinsame Erlebnisse zu schaffen, dann werden sie deinem Kind lebenslang in Erinnerung bleiben.

Worauf ich hinaus will, ist die Tatsache, dass so ein gemeinsames Erlebnis nichts Großartiges sein muss. Es sind oft die kleinen Dinge, die Kindern im Gedächtnis bleiben und sie beeindrucken.

Du kochst für deine Familie ein schmackhaftes Essen. Wie wäre es, wenn du dir Zeit nimmst und deine Kinder in die Zubereitung miteinbeziehst?
Ich weiß, dass das für dich vielleicht ein wenig anstrengend sein wird. Die Kinder werden aber sicher einen riesen Spaß dabei haben. Sie werden vieles lernen und sie werden dich mit dem Schwung dieser Begeisterung auch zukünftig unterstützen.

Als mein Bruder und ich Kinder waren, haben wir unsere Mutter immer beim Kochen unterstützt. Über die Hilfstätigkeiten sind wir lange nicht hinausgekommen. Da meine Mutter berufstätig war, haben wir die gemeinsame Zeit geliebt. Hier hatten wir Gelegenheit über all das zu plaudern, was uns beschäftigt hat und unsere Mutter nahm sich auch die Zeit uns zuzuhören. Wir verbanden einfach das Notwendige mit dem Angenehmen.

Ihr wollt im Garten die Sträucher schneiden. Dann mach deine Kinder zu Verbündeten. Lass sie mithelfen. Vor allem kleine Kinder lieben es, die Dinge zu machen, die die bewunderten Eltern auch machen.
Bei dieser Gelegenheit kannst du deinen Kindern gleich die verschiedenen Pflanzen im Garten zeigen, ihre Namen nennen und ihnen erklären, von welchen Pflanzen die Früchte essbar sind und welche sie lieber gar nicht angreifen.

Mein Vater war ein leidenschaftlicher Gärtner. Ich habe ganze Vormittage mit ihm im Garten verbracht. Pflanzen umgetopft, Sträucher geschnitten, Bäume gesetzt. Ich habe dabei unheimlich viel gelernt. Das Spannende ist, dass vieles davon Passivwissen ist. Ich kenne ganz viele Pflanzen, dann wenn ich sie sehe, könnte sie aber nicht aktiv aus dem Gedächtnis beschreiben.
Natürlich ist auch Wissen aktiv da und auch ich liebe meinen Garten.

Konzentration und Aufmerksamkeit

Die oben genannten Beispiele haben eines gemeinsam. Unsere Eltern waren in diesen Augenblicken mit ihrer Aufmerksamkeit ganz bei uns. Meine Mutter ist eine ausgezeichnete Köchin und vieles ging daher automatisch. Mein Vater wuchs schon in einer Gärtnerei auf und daher war dieses Hobby für ihn stets eine Gelegenheit das „Hirn auszulüften“.

Du siehst also, das Geheimnis liegt darin, dass du deine Aufmerksamkeit deinem Kind widmest.

Das kannst du natürlich genauso gut bei einem Museumsbesuch tun. Ich kann mich gut daran erinnern, als ich mit meinem Sohn das erste Mal in Wien im Naturhistorischen Museum war. Ich dachte, er würde sich für Dinosaurier interessieren.
Nein, er hat mich zwei Stunden lang von einer Vitrine zur nächsten geschleppt. In jeder dieser Vitrinen waren 20 – 30 verschiedene Vogeleier. Ich musste ihm bei jedem Ei vorlesen, von welchem Vogel es stammte. – Ein Albtraum für mich! Er hat es so genossen, dass er sich heute mit 21 Jahren noch freudig daran erinnert.
Ich habe mich einfach auf ihn eingelassen und mitgemacht. Ich habe also alle meine Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet.

Familienzeit schafft Gemeinsame Erinnerungen

Zeit ist das schönste und wertvollste Gut, das wir verschenken können.

Ja, du hast Recht: Zeit ist flüchtig. Gemeinsam verbrachte Stunden schaffen gemeinsame Erinnerungen und bieten damit auch nach Jahren noch guten Gesprächsstoff.

Diese Erinnerungen bleiben auch dann noch, wenn ein materielles Gut schon lange kaputt ist.

Das erste Fahrrad bleibt uns meistens in Erinnerung. Es ist jedoch nicht nur das erste Fahrrad, das sich in unserem Gehirn einen festen Platz erobert, sondern auch diese Einzigartigkeit. Das erste Stück ist immer etwas Besonderes. Das erste Fahrrad ist aber auch mit dem Prozess des Fahrrad fahren Lernens verknüpft. Mit den Erinnerungen an die Hand von Papa oder Mama im Rücken, als sie hinterhergelaufen sind. An all die Anfeuerungsrufe bei den erzielten Erfolgen.

Mein Bruder hat einen schönen Grundsatz. Er ist der Meinung das schönste Geschenk an Kinder sind gemeinsame Erinnerungen und Erlebnisse.

Er verdient gut und er und seine Frau wollen die Kinder nicht über die Maßen verwöhnen. So haben die Kinder eher weniger Spielsachen, als andere gleichen Alters. Was die beiden aber mit den Kindern machen ist reisen. Langsam und auf kindgerechte Art. Bei diesen Reisen nehmen sie sich sehr viel für die Familie Zeit und nehmen immer auf die Bedürfnisse der Kinder Rücksicht.
So haben mein Neffe und meine Nichte schon mehr von der Welt gesehen, als ich.

Gesprächsstoff und Kitt in schwierigen Zeiten

Gemeinsam verbrachte Zeit schafft somit auch Gesprächsstoff und die gemeinsamen Erinnerungen können wertvoller Beziehungskitt in schwierigen Zeiten sein.

Es gibt einfach Situationen im Laufe des Lebens, die machen uns sprachlos. Wir sitzen vor dem geliebten Menschen und finden einfach keinen Anknüpfungspunkt. Das kann sein, wenn die Kinder pubertieren, aber auch, wenn die Eltern alt werden. Dann empfinde ich es wirklich als wertvoll auf gemeinsame und positive Erinnerungen zurückgreifen zu können.
Es ist wie eine Brücke, über die du ins Jetzt gehst und auf einmal kommt ein richtiges Gespräch in Gang, von dem alle profitieren.

Zeit für die Familie ist gut eingesetzt

Ich weiß nicht, wie es dir geht. Bei uns ist es schon oft so, dass Zeit mit der Familie besondere Planung braucht. Jedes Familienmitglied hat eigene Pläne und so müssen wir uns gut koordinieren, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Es lohnt sich jedem Mal! Wir genießen diese wertvollen Stunden alle.

Mein Mann und ich sorgen aber auch nach wie vor dafür, dass wir mit jeden einzelnen Familienmitglied einzeln Zeit verbringen und Erlebnisse schaffen, die Exklusivität haben. Das fördert die Beziehung zu unseren Kindern, auch wenn sie schon junge Erwachsene sind.

Wie hältst du es mit der Familienzeit?

  • Planst du diese Zeit?
  • Ergibt es sich einfach?
  • Verbringt ihr regelmäßig Zeit miteinander und schafft gemeinsame Erinnerungen?

Ich bin ganz gespannt auf deine Antworten.

Bleib gelassen!

Ilse Maria_Signatur

 

 

 

 

 

 

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