Du sitzt weinend im Auto, weil du dein Kind gerade im Kindergarten zurückgelassen hast. Aber dir blieb keine Wahl, du musst ins Büro. – Trennungsschmerz ist ein unangenehmes Gefühl.

Lange blieb ich davon verschont. Als mich der Trennungsschmerz eingeholt hat, waren meine beiden Söhne längst dem Kindergartenalter entwachsen.

Trennungsschmerz kann jeden einholen

Meine Geschichte mit Trennungsschmerz

Lange habe ich mich gewundert, wenn mir andere Mütter ihre Trennungsängste geschildert hatten.

Für uns als Familie war das Thema Trennungsschmerz zu dieser Zeit kein Thema.

  • Nach 9 Monaten Stillzeit, war ich bei unserem Großen froh über meine wiedergewonnene Freiheit.
  • Unsere Kinder liebten ihre Großeltern über alles und fühlten sich dort wohl. Sehr bald blieben sie auch allein über Nacht.
  • Die Eingewöhnung bei der Tagesmutter verlief komplikationslos. Ich vertraute der Tagesmutter sehr und sie wurde zu einer Freundin der Familie.
  • Kindergarten – Juhu! Beide Söhne freuten sich drauf. Und ich war als teilzeitarbeitende Mama viel zu beschäftigt, um das Thema Trennungsangst überhaupt aufkommen zu lassen.
  • Der Volksschuleintritt wurde von beiden Söhnen aufgeregt erwartet. Da die Kinder nur eine Straße überqueren mussten waren sie vom zweiten Schultag an allein unterwegs. Sie waren stolz auf die Selbständigkeit.

Der Eintritt in die AHS brachte die Wende

Der Trennungsschmerz traf mich mit voller Wucht.

Auch hier bestand unser Großer, dass er vom ersten Tag an selbst mit dem Bus zur Schule in die nächstgrößere Stadt fahren wollte. Wir übten das in den Ferien und ich traute ihm das zu. Zur Sicherheit bekam er mit Eintritt ins Gymnasium sein erstes Handy.

Ich wollte, dass er mich in Notfällen immer erreichen konnte und ich ihn ebenso.

Bereits am zweiten Schultag kam es zu einem Zwischenfall. Klassenkameraden hatten meinem Sohn in der Garderobe einen Schuh versteckt.

Er rief mich verzweifelt an und bat um Hilfe. Leider war es mir nicht möglich sofort zu ihm zu fahren. Aber es gelang mir, ihn zu beruhigen und auch einen brauchbaren Lösungsvorschlag zu präsentieren.

Doch womit ich nicht mehr gerechnet hatte, passierte: Die Trennungsangst erwischte mich kalt. Mein Großer brauchte meine Hilfe und ich konnte im Moment nicht wirklich etwas für ihn tun.

Mein Mama-Herz blutete. Obwohl mir klar war, dass er lernen musste, seine Angelegenheiten selbst zu regeln. Ich hatte auch Vertrauen zu ihm, denn auch bisher hatte er alle Schwierigkeiten gut gemeistert.

Doch es sollte noch schlimmer kommen …

Einige Tage später hatte mein Sohn hatte um 13:00 Uhr aus und hätte um 14:00 zu Hause sein sollen. Ich hatte das Essen vorbereitet, der Tisch war gedeckt. Der jüngere Sohn machte seine Aufgabe. Wer nicht kam, war unser Gymnasiast.

Nachdem ich selbst mit dem Bus zu Schule gefahren war, wusste ich natürlich, dass es auch zu Busverspätungen kommen kann. Aber auch 15 Minuten später war mein Sohn noch nicht da!

Ich wurde unruhig. Aber kein Problem, er hatte ja ein Handy. Also rief ich an. Keiner ging ran.

„Ok“, sagte ich mir, „vielleicht braucht er eine Weile, bis er das Handy aus der Schultasche genommen hat.“ Ich versuchte also noch ein paar Mal anzurufen. Keine Reaktion.

Jetzt machte ich mir ernsthaft Gedanken.

Zufällig war meine Mutter gerade zu Besuch. Sie schmunzelte, als sie sah, wie ich zunehmend nervöser wurde. „Mach dir keine Sorgen, es ist ihm sicher nichts passiert. So kenne ich dich gar nicht.“

Danke Mama, das hilft!

Gerade als ich mich angezogen hatte und beschloss mit dem Auto die Strecke der Buslinie abzufahren läutete es. Mein Sohn stand erschöpft und glücklich vor der Türe.

Erfreut zog ich ihn in die Arme. „Wo warst du denn so lange?“

Er gestand mir, dass er zwei Busstationen zu früh ausgestiegen sei. Da er den Weg kannte, sei er eben zu Fuß gegangen. Zwei Stationen zu früh bedeutet: im Nachbarort und einen Fußmarsch von 2,5 km.

„Und warum hast du nicht angerufen?“

„Aber Mama, ich wollte das Problem allein lösen!“

„OK, und warum hast du nicht abgenommen, als ich dich angerufen habe?“

Es stellte sich heraus, dass er das Handy in der Schultasche nicht gehört hatte, weil er mit einem Freund geplaudert hatte.

Warum ich über dieses Erlebnis froh bin

Heute bin ich froh, über dieses Erlebnis; so unangenehm es für mich war. Es hilft mir Mütter mit Trennungsangst wirklich zu verstehen.

Vor allem habe ich erkannt, dass Trennungsangst bei mir persönlich auch etwas mit Kontrollverlust zu tun hat. Bei mir tritt Trennungsangst immer dann auf, wenn ich weiß, dass meine Kinder in Schwierigkeiten sind und ich nichts tun kann.

Was du aus meinen Erfahrungen lernen kannst

Trennungsangst hat nicht unbedingt nur mit dem Alter deines Kindes zu tun. Sie kann auch bestimmte Situationen betreffen und sie kann dich auch relativ spät einholen: z. B. kann es sein, dass du kein Problem hast, dein Kind bei deiner Mutter zu lassen, aber dass du Trennungsangst hast, wenn du dein Kind zur Tagesmutter gibst.

Wenn das der Fall ist, dann solltest du dir deine Beziehung zur Tagesmutter noch einmal genau ansehen. Vertraust du dieser Person? Ist sie die beste Option für dein Kind, oder hast du andere Möglichkeiten?

Vielleicht ist deine Trennungsangst aber auch auf einer gewissen Schwermut begründet, weil du spürst, dass dein Kind groß und selbständig wird. Du erkennst, die Zeit der engen Bindung ist vorbei.

Sei versichert: Die Bindung bleibt – sie verändert sich nur.

Loslassen

Die Beziehung zwischen Mutter und Kind ist geprägt von Phasen von Innigkeit, die dann wieder von Prozessen des Loslassens unterbrochen wird. So wachsen Kinder und so gewinnen sie Stück für Stück Selbständigkeit.

Nicht immer fällt Müttern dieser Prozess leicht und ich halten den Satz „Du musst lernen los zu lassen!“ für genauso lästig wie den Satz „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens!“.

Spannenderweise fallen diese Sätze oft im selben Kontext und sind nur an andere Personen gerichtet. Trennungsschmerz bei Müttern kommt häufiger vor, als du vielleicht glaubst.

Phasen, in denen du dein Kind loslässt:

  • Geburt
  • Ende der Stillzeit
  • Gehen lernen
  • Kindergarten
  • Volksschule
  • weiterführende Schule
  • Pubertät
  • der erste Freund/die erste Freundin
  • Auszug des Kindes

Geburt

Das erste Mal lässt du dein Baby los, wenn es deinen Körper verlässt. Neun Monate ist es in dir herangewachsen. Und dann kommt der Moment loszulassen. Nachdem du dein Kind wahrscheinlich kennen lernen willst, fällt das Loslassen in diesem Fall relativ leicht.

Ich kenne allerdings Mütter, die von sich sagen, am liebsten wären sie immer schwanger.

Die nächsten Punkte am Weg des Loslassens sind schon festgelegt. Das Baby schläft im eigenen Bett, es wird aktiver und braucht weniger Körperkontakt.

Abstillen

Für viele Frauen ist ja das Abstillen die erste große Trennungserfahrung. Die innige Verbindung zwischen Mutter und Kind beginnt zu bröckeln. Nun wird das Kind selbständiger. Es himmelt nicht mehr nur die Mutter an. Beim Stillen dreht es neugierig den Kopf, weil es am Geschehen rundherum teilnehmen will.

Als Mutter hast du dich mit deinem Kind vielleicht als Einheit wahrgenommen. Sicher, es gab Tage, an denen dir diese Symbiose auf die Nerven ging. Im Grunde genommen, hast du sie aber genossen.

Oft sind weder Mutter noch Kind bereit für diesen Schritt, dann heißt es behutsam vorgehen und sich Zeit zu lassen. Wenn du für diesen Prozess eine Expertin suchst, so kann ich dir Tabea Laue herzlich empfehlen.

Später lässt du dein Kind los, wenn es selbst zu gehen beginnt und die Welt erforscht. Es will nicht mehr an der Hand gehen und bewegt sich mehr und mehr von dir weg.

Kindergarten

Für viele Kinder und Eltern ist der Beginn des Kindergartens der erste große Schritt in die Welt hinaus. Auch da können sowohl bei Eltern als auch bei Kindern Trennungsängste aufkommen.

Sowohl dir als Mutter, als auch deinem Kind fällt das Loslassen leichter, wenn du alle Etappen ruhig vollziehst. Wenn ihr euch vor dem Kindergarten schon daran gewöhnt habt, dass es auch Zeiten gibt, wo ihr getrennt seid, dann wird es nicht so viele Schwierigkeiten geben.

 (Wie du dein Kind unterstützen kannst, kannst du weiter unten lesen.)

Schuleintritt

Der Schuleintritt ist eine weitere Phase, die Trennungsschmerz auslösen kann. Dein Kind wird immer selbständiger. Es fühlt sich selbst schon groß und traut sich manchmal mehr zu, als dir als Mutter lieb ist.

Vielleicht ist es überzeugt, dass es den Schulweg alleine schafft und kämpft sogar darum, das ausprobieren zu dürfen.

Eventuell bemerkst du, dass du im Leben deines Kindes nicht mehr so eine große Rolle spielst wie früher. Freunde werden wichtiger. Es orientiert sich auch an der Meinung von anderen Menschen.

Weiterführende Schule

Für viele Kinder ist der Eintritt an die weiterführende Schule mit einem größeren Anfahrtsweg verbunden. War die Volksschule (Grundschule) noch im Ort, so gibt es Gymnasien und andere weiterführende Schulen vielleicht nur im Nachbarort oder in der nächsten Stadt.

Die Kinder müssen also mit Zug und Bus fahren und schon gibt es neue Anlässe für elterliche Bedenken. Wird mein Kind das alles schaffen? Wird es sich an der neuen Schule wohlfühlen und zurechtkommen?

Pubertät

Über die Herausforderungen während der Pubertät kannst du hier mehr nachlesen.

Erster Freund/erste Freundin

Ein wichtiger Wendepunkt in der Eltern-Kind-Beziehung ist das Auftauchen von Partnerpersonen des Kindes. Spannenderweise haben hier die Mütter meistens weniger Schwierigkeiten. Sie wissen, was sie ihren Kindern zutrauen können.

Besonders bei Mädchen ist es oft der Vater, der leidet, wenn plötzlich ein Freud der Tochter auftaucht. Ja, es klingt wie ein Klischee.

Doch gerade Väter, die nicht so aktiv an der Carearbeit beteiligt waren, erleben diesen Schritt als emotional schiewerig. Vielleicht liegt es daran, dass sie die einzelnen Entwicklungsschritte ihrer Kinder nicht alle miterlebt haben? Sie müssen erkennen, dass aus „ihrem Mädchen“ eine junge Frau geworden ist.

Auszug aus dem Elternhaus

Für manche Eltern ist es auch schwierig zu sehen, wie die Kinder ausziehen. Das „leere Nest-Syndrom“ tritt ein. Oft fällt diese Zeit mit dem Wechsel der Frau zusammen und ist deshalb doppelt emotional. Die Eltern müssen sich als Paar neu finden.

Plötzlich werden Räume frei, Haus und Wohnung werden leer und es steht wieder mehr Zeit zur Verfügung.

Die Ursachen von Trennungsschmerz

Wenn dein Kind in den Kindergarten oder in die Schule kommt, dann wird es selbständig und lernt, ohne dich auszukommen. Das kann Verlustängste und echten Trennungsschmerz auslösen. Auch bei dir als Mutter.

Du verlierst die Kontrolle

Ab jetzt weißt du nicht mehr, was dein Kind zu jeder Minute des Tages macht. Das Leben deines Kindes entzieht sich deiner Kontrolle. Das ist die Ursache für unangenehme Gefühl, Schmerz und Angst. Schließlich warst du bis jetzt die Hauptperson im Leben deines Kindes und umgekehrt. Du hast es umsorgt und getröstet. Jetzt lernt es ohne dich zurecht zu kommen.

Das Gefühl etwas zu verpassen

Vielleicht hast du auch das Gefühl wichtige Stationen im Leben deines Kindes zu verpassen. Bis jetzt konntest du beinahe jeden Entwicklungsschritt live miterleben.

Starke Mutter-Kind-Bindung

Viele Frauen merken nicht, wie sehr sie ihr Leben auf das Kind einstellen. Einerseits geht ihnen die ständige Verfügbarkeit auf die Nerven und sie fühlen sich ausgelaugt. Andererseits können sie in dieser Zeit auf das Leben ihres Kindes größtmöglichen Einfluss nehmen.

Es verunsichert, nicht mehr so viel Einfluss zu haben und in den Hintergrund zu rücken.

Du merkst, dass dein Kind – und damit auch du – älter wird

Oft fällt es Eltern schwer zu sehen, dass ihr Kind älter wird, mehr Verantwortung übernehmen kann und auch in der Lage ist Aufgaben für die Gemeinschaft zu erledigen. Sie wollen ihr Kind möglichst lange klein halten. Sei es, weil sie Kleinkinder so niedlich finden, oder auch, weil sie damit ihre eigene Jugend festhalten.

Bedenken das Kind jemand anderem anzuvertrauen

Sein Kind einer anderen Bezugsperson anzuvertrauen setzt sehr viel Vertrauen voraus. Wenn du dein Baby einmal für ein paar Stunden von deiner eigenen Mutter betreuen lässt, dann weißt du genau worauf du dich einlässt. Schließlich kennst du deine Mutter schon dein ganzes Leben. Du kennst ihre Werte, weißt, wie sie in Krisensituationen reagiert und du weißt auch, dass sie in vielen Fällen in deinem Sinne handeln wird.

Bei einer Pädagogin weißt du das am Anfang nicht. Du musst ihr einen Vertrauensvorschuss entgegenbringen. Du kannst nur darauf vertrauen, dass sie ihren Beruf gelernt hat, genug Erfahrung und Kompetenz mitbringt, um deinen kleinen Liebling gut zu versorgen.

Dazu kommt, dass du dir zwar die Betreuungseinrichtung in vielen Fällen aussuchen kannst. Nicht aber die Bezugsperson innerhalb dieser Einrichtung. Du hast keine Wahl. Das kann schon Bedenken auslösen. Dazu kommt, dass auch viele Kinder am Anfang weinen, wenn sie von der Mama getrennt werden.

Manchmal wenden sich Kinder auch von sich aus Betreuungspersonen innerhalb einer Einrichtung zu (wenn sie die Wahl haben), die du selbst nicht ausgesucht hättest. Sie finden bei dieser Person etwas, von dem sie sich angezogen fühlen.

Schlechtes Gewissen

Vielleicht musst du dein Kind in eine Betreuungseinrichtung geben, bevor ihr beide dazu bereit seid, weil ihr als Familie auf das Einkommen angewiesen seid. Da kann dann schon das schlechte Gewissen plagen, dass du nicht so viel Zeit mit deinem Kind verbringst, wie du gerne möchtest.

Als Mutter mit dem Trennungsschmerz fertig werden

Über den Trennungsschmerz von Müttern wird kaum gesprochen. Es ist ein tabubehaftetes Thema. Schließlich sollst du dich als Mama ja freuen, wenn dein Kind sich gut entwickelt und selbständig wird.

Was als kannst du tun, wenn dich der Trennungsschmerz packt.
  • Die Gefühle müssen raus
  • Gib deinen Gefühlen Raum. Wenn dir danach ist, weine dich aus.
  • Sprich mit einer vertrauten Person. Dann wirst du schnell erkennen: Du bist mit dem Thema nicht allein.
  • Mach dir bewusst, dass es für dein Kind gut ist, wenn es selbständiger wir.
  • Schau auch genau auf jene Momente, wo dein Kind Spaß hat. Selbst wenn es ohne dich ist. Du willst ja, dass es deinem Kind gut geht.
  • Wenn das Gefühl anhält, suche dir professionelle Begleitung. Es ist nicht notwendig das Gefühl mit dir herumzuschleppen und vielleicht auch noch eifersüchtig zu sein, wenn dein Kind ohne dich Spaß hat.

Trennungsschmerz bei Kindern

Viele Kinder beginnen mit 8 Monaten zu fremdeln. Diese Phase, wo das Kind zu weinen beginnt, wenn die Mutter den Raum verlässt oder nicht von anderen Menschen gehalten wird wollen, dauert meistens nur kurz. Nach 4 – 6 Wochen ist der Spuk oft schon vorüber.

Manche Kinder bekommen diese Phase später, einige scheinen sie ganz auszulassen. In Wirklichkeit ist die Fremdel-Phase dann nur nicht besonders ausgeprägt oder sehr kurz. Ausgelassen wird sie äußerst selten.

Eingewöhnung im Kindergarten

So richtig spannend wird es aber erst rund um das 3. Lebensjahr, wenn Kinder ihren Ängsten Ausdruck verleihen. Dein Kind unterscheidet in diesem Alter schon sehr gut bekannt von unbekannt. Es hat aber immer noch kein ausgeprägtes Gefühl für Zeit. „Die Mama ist in ein paar Stunden wieder da.“ kann es nicht abschätzen.

Da diese Phase bei vielen Kindern mit dem Kindergarteneintritt zusammenfällt, kommt es genau dann zum Ausdruck vom Trennungsschmerz, den viele Eltern fürchten. Das Kind weint, klammert sich an die Eltern, schluchzt herzzerreißend … und ist nicht zu beruhigen.

In solchen Situationen ist es auch keinem guten Zureden und keinem Argument zugänglich. Warum auch? Angst ist irrational. Das Kind hat Angst, allein zu sein in einer fremden Umgebung.

Schon für uns Erwachsene ist Angst ein Gefühl, das nur schwer auszuhalten ist. Wir haben aber das Wissen und die Erfahrung. Wir wissen, dass diese Ängste vorüber gehen. Ein Kind kann auf dieses Wissen nicht zurückgreifen.

Eine gute Eingewöhnung hilft, dass das Thema Trennungsschmer nicht akut wird.

Wenn Eltern den Trennungsschmerz verstärken

Wie schon weiter oben beschrieben, können Eltern verschiedene Gründe für Trennungsschmer haben. Wichtig ist, dass sie sich Ihrer Empfindungen bewusst werden und einen guten Umgang damit finden.

Dein Kind merkt, wenn bei dir die Tränen während des Abschieds fließen. Es merkt aber auch, wenn du es ungern ziehen lässt. Das führt dazu, dass dein Kind das Gefühl bekommt: Etwas ist nicht in Ordnung. Hier muss ich vorsichtig sein. Das ganze System ist im Alarmmodus. Denn wo Mama ein ungutes Gefühl hat, muss ich vorsichtig sein.

Trennungsschmerz im Kindergarten

Der 8-Schritte Plan, um dem Kind durch die Trennungsangst zu helfen

Diesen 8-Schritte Plan kannst du dann anwenden, wenn du sicher bist, dass dein Kind sich im Kindergarten, bei seiner Betreuungsperson oder Tagesmutter im Prinzip wohl und geborgen fühlt. Nur die Trennung von dir fällt ihm schwer.

Was du bereits morgens tun kannst

Plane morgens genug Zeit ein, damit alles gemütlich läuft. Dein Kind ist wesentlich sensibler, wenn es sich gehetzt fühlt. Andererseits bist du wahrscheinlich ungeduldiger, wenn du unter Stress stehst. Das ist keine gute Kombination.

Reflektiere deine Haltung

Wie steht es mit dir selbst. Bist du schon bereit, dich von deinem Kind zu trennen?

Ich erinnere mich gut an die Zeit, als mein Sohn zu seiner Tagesmutter kam. Er war etwas über ein Jahr. Ich hatte die Tagesmutter sorgfältig ausgesucht. Wir hatten eine gemeinsame Eingewöhnungszeit mit ihr. Doch als ich ihn den ersten Tag für 4 Stunden dort gelassen habe und wieder zur Arbeit ging, ist mir dieser Schritt sehr schwer gefallen.

Zum Glück hat unser Sohn seine Tagesmutter vom ersten Treffen an in sein Herz geschlossen gehabt. Trotzdem merkte er meinen inneren Zwiespalt und begann kurz zu weinen. Als ich mich gefasst und tief durchgeatmet hatte war es schon wieder ein Schniefen und als ich ihn in den Arm nahm, um ihm zu versichern, dass ich bald wieder da sei, lachte er. Es war meine Haltung, die den Unterschied machte.

Ist die Situation notwendig

Wenn dein Kind unter Trennungsangst leidet, dann bring so viel Ruhe und Kontinuität in den Alltag, wie möglich. Vorausschaubarkeit und Rituale helfen deinem Kind, den nötigen Halt zu finden und Vertrauen aufzubauen. Es kann sich verlassen: Immer wenn ich ins Bett gebracht werde, gibt es eine Gute-Nacht-Geschichte, danach wird das Licht gedimmt und Mama verlässt den Raum.

Beschränke die Zeiten, an denen du dein Kind allein in fremder Obhut lässt auf das nötige Mindestmaß. Tagesmutter oder Kindergarten müssen eben sein, weil die Eltern sich nicht leisten können, zu Hause zu bleiben. Da gibt es meist keine Option. Das ist auch gut, denn so erkennt dein Kind, dass auch der Kindergartenbesuch den Tag strukturiert.

Wenn dein Kind unter Trennungsangst leidet, dann wird es im Moment des Abschieds von dem Gefühl überrollt.

Du kannst dir das ungefähr wie Lampenfieber vorstellen. Auch große Schauspieler kennen dieses Gefühl und sie wissen: „Da muss ich durch.“ Dein Kind weiß das noch nicht. Es fürchtet, dass dieses Gefühl so bleibt.

Nimm die Gefühle deines Kindes ernst

Hier eine kurze Erklärung, damit du weißt, warum du deinem Kind bei so intensiven Gefühlen wie Angst, gar nicht erst mit Argumenten zu kommen brauchst.

Unsere Gefühle werden in einem sehr alten Teil unseres Gehirns verarbeitet, im limbischen System und in der Amygdala. Dieser Bereich des Gehirns arbeitet schnell, instinktiv und ohne zusätzliches Nachdenken. Angst ist ein Gefühl, bei dem entwicklungsgeschichtlich rasche Entscheidungen nötig waren.

Pläne, Argumente und logische Sachverhalte, werden im präfrontalen Cortex verarbeitet. Auf diesen Bereich haben wir in Stresssituationen keinen Zugang. Darum kommt es auch bei Prüfungen zu Black-outs.

Außerdem ist bei Kindern der präfrontale Cortex, ein Teil des Stirnlappens, noch gar nicht voll entwickelt. Gerade dieser Bereich ist aber für Impulskontrolle, abwägendes Verhalten und Verhaltensplanung zuständig. Dein Kind kann das einfach noch nicht! Es erlernt all das erst und der Entwicklungsprozess ist erst mit der Pubertät wirklich abgeschlossen.

Auch wenn es dir schwer fällt, die Tränen deines Kindes auszuhalten. Sätze wie: „Das ist keine Grund zum Heulen.“ Haben hier keinen Platz.

Ich weiß, es ist nicht leicht, ruhig zu bleiben und nicht nervös zu werden, wenn die Zeit drängt und dein Kind weint. Das ist auch nicht notwendig. Dein Kind braucht eine Mama, die echt ist. Es ist in Ordnung, wenn du auch nervös bist, solange du nicht die Nerven verlierst. Du kannst das deinem Kind auch sagen: „Weißt du, wenn ich sehe, wie traurig du bist, dann wird auch mir das Herz ganz schwer. Komm lass uns noch ein wenig kuscheln.“ Oft helfen schon 5 Minuten.

Geduld

Wenn du dein Kind gut begleiten willst, dann brauchst du Zeit und Geduld. Sonst bleibt dir oft nichts anderes übrig, als einen Termin zu versäumen oder dein Kind heimlich zu verlassen. Heimlichkeit verunsichert zusätzlich! Dein Kind bekommt dann das Gefühl, dass es sich nicht auf dich verlassen kann. Gerade warst du noch da – schon bist du weg. Vergiss nicht, dass dein Kind noch im magischen Abschnitt seiner Entwicklung steht. Du bist also praktisch weggezaubert. Das schafft Kontrollverlust!

Plane also vor allem anfangs genug Zeit ein, damit du die Abschiedsrituale mit deinem Kind abschließen kannst. Du wirst sehen, dass die Zeit die ihr benötigt, um euch gut zu verabschieden immer kürzer wird.

Nachbemerkung

Manche Kinder wissen ganz gut, was sie erwartet und sie freuen sich auch schon drauf. Natürlich schmerzt der Abschied ein wenig. Sie wissen sie können sich auf ihre Eltern verlassen – die kommen wieder. Trotzdem weinen sie beim Abschied. Bei diesen Kindern kann es auch sein, dass sie mit den Tränen ihren inneren Druck abbauen. Sie haben im Moment so viele widersprüchliche Gefühle zu verarbeiten, dass sie verwirrt sind.

Du siehst, Trennungsschmerz ist ein Phänomen, das sowohl bei Eltern als auch bei Kindern auftauchen kann. Die Einstellung aller Beteiligten beeinflusst sich gegenseitig.

Doch Trennungsangst ist auch ein Zustand, der gut überwunden werden kann. Wenn dein Kind gut dabei begleitet wird und diese Erfahrung machen kann, wird es gestärkt aus der Situation hervorgehen.

Bleib gesund und gelassen!

Deine Mütterversteherin

Ilse Maria

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