Lerntypen – Welcher Lerntyp ist mein Kind?

Im zweiten Teil der Serie Lernen lernen geht es jetzt ans Eingemachte. Wir schauen, was dein Kind tun kann, um gehirngerecht zu lernen.

Vorher möchte ich allerdings noch einige Dinge klären.

Lerntypen, Welcher Lerntyp ist mein Kind

Lerntypen – Gibt es die wirklich?

Nachdem die Menschen wissen wollten wie lernen funktioniert, haben sie natürlich auch versucht, eine Einteilung zu finden. Wir Menschen streben nach Ordnung und Struktur und alles, was eine Struktur hat, ist erstens leichter zu lernen und zweitens gibt es uns das Gefühl der Sicherheit. Es gibt uns die Illusion des Beherrschbaren. Daher gibt es natürlich auch Einteilungen in Lerntypen. Du merkst ich spreche nicht von einer Einteilung, sondern von Einteilungen. Denn ganz so einfach ist die Sache mit den Schubladen doch nicht.

Ich finde zwei Einteilungen ganz nützlich um sich zu orientieren.

1. Lerntypen nach VAKOG

VAKOG ist ein Akronym – ein Wort, das sich aus den Anfangsbuchstaben der Begriffe visuell-auditiv-kinästhetisch-olfaktorisch und gustatorisch zusammensetzt.

Es handelt sie um unsere Sinneskanäle: sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken.

Alles was um dich herum passiert, nimmst du mit deinen Sinnen auf. Deine Sinne sind also auch am Lernen beteiligt.
Wobei es beim Lernen drei Hauptkanäle gibt: sehen, hören und fühlen.

Demnach werden die Lerntypen folgendermaßen eingeteilt:

Visueller Lerntyp

Das sind Menschen, die sich Sachverhalte besonders gut merken, wenn sie diese sehen. Sie merken sich oft genau, auf welcher Seite eines Buches sie bestimmte Fakten gelesen haben. Wenn sie sich an etwas erinnern, dann läuft vor ihrem geistigen Auge ein Film ab oder es entsteht ein Bild.

Auditiver Lerntyp

Diese Menschen merken sich besonders gut Dinge, die sie hören. Für sie ist es sehr wichtig, ob Lehrende eine angenehme Stimme haben, ob sie moduliert und akzentuiert sprechen. Auch die Sprachmelodie spielt eine Rolle. Sie hören gerne Podcasts und Hörspiele und können diese Inhalte oft wortgetreu wiedergeben.

Kinästhetischer Lerntyp

Dieser Typ muss Dinge fühlen, spüren, ausprobieren und selbst machen. Es geht also sowohl um die Berührung durch die Finger, also auch um Emotionen.

Der Geschmacks- und der Geruchssinn spielen beim Lernen eine untergeordnete Rolle. Du solltest diese Sinne aber nicht vernachlässigen. Vor allem bei der Gestaltung der Lernumgebung können sie hilfreich sein.

Beim Lernen gibt es allerdings noch 2 Sondertypen.

Auditiv-digitaler Typ

Diese Menschen brauchen viel Struktur und sie merken sich am besten Zahlen, Daten und Fakten. Sie lieben Charts und Tabellen und gehen sehr analytisch vor.

Kommunikativer Typ

Diese Menschen lernen am besten in Gruppen und im Dialog bzw. im Gespräch.


Ich halte es aber für falsch zu sagen: „Ich bin Lerntyp xy!“, und nur mehr nach diesem Lerntyp zu lernen.
Erstens gibt es kaum reine Typen. Die meisten Menschen sind Mischtypen.
Hier findest du übrigens einen schönen Artikel von Geolino zu dem Thema.

Das sollte allein durch die Beschreibung des auditiv-digitalen und des kommunikativen Typs klar geworden sein. Denn Kommunikation und Gespräch hilft fast allen Menschen beim Lernen. Allein schon deshalb, weil Beziehung entsteht und durch die Beziehung Emotionen entstehen. Wie wir bereits im Teil 1 dieser Serie gesehen haben, sind Emotionen ganz wichtig für das Gehirn, um eine Lernbereitschaft herzustellen.

Zweitens sollte es dein Ziel sein, auch andere Sinneskanäle und Typologien zu bedienen, wenn du leicht und einfach lernen willst.

Je mehr Aufnahmekanäle du nützt, desto leichter ist es für dein Gehirn die Informationen abzulegen und zu verknüpfen und danach auch wieder abzurufen.

Ilse Lechner

Psst, in unserem Sommer-Ferien-Kurs Vor-Sprung – Fit für den Übertritt lernt dein Kind gehirngerecht zu lernen. Es erfährt welcher Lerntyp es ist und welche Lernmethoden am besten zu ihm passen. Wir zeigen ihm auch, wie es sein Spektrum erweitern kann, sodass es alle Sinneskanäle nützt.

2. Lerntypen nach den Fragen, die sie stellen (4-Mat-System)

Man kann die Lerntypen auch nach den Fragen, die sie stellen, einteilen.

Dieses Modell stammt von David Kolb und Bernice McCarthy und baut auf der Typologie von C.G. Jung auf. Es gibt also die Typen Denken, Fühlen, Empfinden und Intuieren und von allen Typen jeweils eine introvertierte und eine extravertierte Variante.

Die vier Typen des 4-Mat-Systems

Warum-Typ

Dieser Typ ist ein Entscheider, seine Motivation ist der Sinn. Er trachtet also hinter allem was er tut einen Sinn zu erkennen. Vom Lerntyp her ist er ein reflektiver Beobachter. Es interessiert ihn immer das Warum.
Warum soll ich mich mit einem Thema beschäftigen?
Warum ist es gerade jetzt interessant?
Diesem Typ geht es um die Brisanz der Information. Er möchte das, was er lernt, in Bezug zu seinem aktuellen Leben bringen.

Was-Typ

Das ist der Typ des klassischen Wissenschaftlers. Definitionen sind sein Ding. Diese Typen sind Denkende, denen es um Informationen geht. Sie brauchen Definitionen, Fakten und Daten. Ohne den Was-Typ wäre die Einteilung der Arten in Gattungen, Arten, Klassen und Unterklassen nie passiert. Das ist ihr Reich.

Der Wie-Typ

Dieser Typ ist ein Entdecker und Improvisierer. Wie-Typen lieben es zu experimentieren. Sie wollen immer wissen, WIE etwas geht/funktioniert. Wie-Typen wollen selbst machen, ausprobieren. Sie brauchen Handlungsanleitungen, die sie nachvollziehen können. Bares Wissen ohne Umsetzung scheint ihnen wertlos. Alles dreht sich um Problemlösungen und Anwendungsmöglichkeiten.

Wozu (noch)-Typ

Dieser Typ denkt weiter. Er legt seine Erfahrungen um und versucht sie in anderen Gebieten anzuwenden. Es sind die Visionäre, die an den Möglichkeiten interessiert sind; Praktiker, die Chancen nützen wollen. Sie wägen auch Chancen gegen Risiken ab und denken bei allem: Wozu kann ich das noch benutzen. Wenn du jemanden siehst, der aus einem Kleiderbügel einen Kochbuchhalter macht, dann ist das sicher ein Wozu (noch)-Typ.

Außerdem – du ahnst es schon – bauen sich die Typen nach den Fragen mit der Entwicklung erst langsam auf. Fast alle Kinder haben rund um das 4. Lebensjahr das Warum-Alter. Diese Phase ist für Eltern unheimlich anstrengend, aber auch sehr wichtig. Kinder dieses Alters haben einen großen Forschergeist und je ausführlicher und geduldiger ihre Fragen beantwortet werden, desto besser können sie sich entwickeln. Ich weiß, es ist an manchen Tagen lästig, aber mit der geduldigen Beantwortung der Fragen hältst du die Neugier und die Lernbereitschaft deines Kindes lebendig.

Übrigens:
Eltern müssen nicht allwissend sein. Es ist in Ordnung, wenn du einmal sagen musst: „Das weiß ich selbst nicht.“ In diesem Bekenntnis liegt die große Chance, dass ihr euch gemeinsam auf die Suche nach der Lösung oder den Fakten macht. Auch so lernt dein Kind ganz wichtige Dinge für sein Leben:
Menschen müssen nicht unfehlbar sein.
Wie suche ich nach Informationen.

Dabei wird es feststellen, dass es Spaß macht, sich gemeinsam auf Forschungsreise zu begeben.

Bleib gesund und gelassen!

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