Gerade jetzt ist das Ersthelfer-Prinzip für dich als Mama besonders wichtig

Du gehst am Zahnfleisch, weil du aufgerieben wirst zwischen deinen Aufgaben als Mama, als Ersatzlehrerin und als Angestellte im Home-Office?

Dann zeige ich dir jetzt, warum du als Mutter das Ersthelfer-Prinzip beachten solltest, um mit deinen Kräften zu haushalten. So kannst du andere gut unterstützen.

Warum du als Mutter das Ersthelfer-Prinzip beachten solltest, Text und Bild mit Warndreieck

Das Ersthelfer-Prinzip

Hast du einen Führerschein? Dann hast du sicher auch irgendwann einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Ich habe nicht nur diesen Kurs, sondern auch einen Kurs für Erste-Hilfe an Kindern. Auch der ist schon eine Weile her und ich möchte ihn demnächst wieder einmal auffrischen.

Die Abfolge der Rettungskette ist folgende:

  1. Absichern und Eigenschutz/Selbstschutz
  2. Notruf und Sofortmaßnahmen
  3. Weitere Erste Hilfe Maßnahmen
  4. Rettungsdienst
  5. Im Bedarfsfall Krankenhaus

Absicherung und Eigenschutz/Selbstschutz

In allen Erste-Hilfe-Kursen, die ich bis jetzt gemacht habe, war das Ersthelfer-Prinzip ein TOP-Thema.

Es besagt, dass du als Helfende zuerst für deine eigene Absicherung und Sicherheit sorgst. Erst wenn das gewährleistet ist, leistest du Erste-Hilfe.

Das gilt übrigens nicht nur im Straßenverkehr!

Auch im Flugzeug werden die Passagiere jedes Mal darauf aufmerksam gemacht, dass sie im Falle eines Druckabfalls in der Kabine zuerst selbst eine Sauerstoffmaske aufsetzen sollen, bevor sie anderen Personen helfen.

Auch für die Feuerwehr gilt im Einsatzfall zuerst den Selbstschutz zu gewährleisten. Erst dann werden weitere Maßnahmen getroffen.

Ich habe im Rahmen meiner letzten Erste-Hilfe Ausbildung sogar ein Tuch erhalten, das im Falle einer Mund-zu-Mund Beatmung zwischen die Lippen des Unfallopfers und der helfenden Person gelegt werden soll. Damit soll das Risiko einer Ansteckung minimiert werden.

Es geht also in erster Linie um Selbstschutz. Denn nur wer selbst am Leben bleibt, kann anderen Hilfe leisten.

Was bedeutet das für dich?

Für dich bedeutet das, in Krisensituationen erst einmal für dich selbst zu sorgen. Sofern es keine Verletzten gibt (auch das kommt mit Kindern ja vor) kannst du erst einmal durchatmen, ein Glas Wasser trinken und dann bist du für die anderen da.

Das klingt so simpel! Aber damit erreichst du, dass du wieder bei dir selbst ankommst. Im Stress verlieren viele Menschen den Bezug zu sich und ihrem eigenen Körpergefühl. Das führt dann dazu, dass sie noch leichter über ihre Grenzen gehen.

Gerade jetzt mit dieser Pandemie wäre das aber fatal. Denn deine Familie braucht dich noch länger.

Achte also auf deine Pausen. Die müssen nicht lang sein, aber du brauchst Zeiten, wo du nur für dich bist.

Hilfe holen

Gleich die nächste Maßnahme ist Hilfe holen. Also Rettung oder Feuerwehr rufen.

Wir wurden im Rahmen unseres Kurses gedrillt. Absichern, zur versorgenden Person gehen und rufen: „Hilfe! Können Sie bitte einen Krankenwagen rufen!“. Dieser Zuruf beschäftigt auch andere Menschen, die zusehen. Er gibt ihnen eine Aufgabe und das Gefühl auch etwas tun zu können.

Was bedeutet das für dich?

Wenn es keine Verletzten gibt, musst du natürlich auch keinen Krankenwagen rufen. Aber auch so gibt es immer wieder Situationen, wo Hilfe Not tut. Du kannst also deinen Partner oder deine Partnerin um Hilfe ersuchen. In manchen Situationen können auch deine Kinder helfen. Denk dran, dass Hilfeleistung auch das Gefühl gibt, etwas tun zu können. Es ermächtigt also und gibt Sinn.

Leider ist externe Hilfe wegen des Infektionsrisikos schlecht möglich.

Was du aber tun kannst, ist dir Hilfe für deine Seele zu suchen. Psychohygiene ist in Stresszeiten besonders wichtig. Dazu gibt es Menschen wie mich. Wir sind online für dich und dein Probleme da. Wir können zwar nicht aktiv – Hands-on – unterstützen, aber wir können zuhören, helfen Lösungen zu finden. Wege aufzeigen und helfen die Einstellung langfristig zu verändern.

Sofortmaßnahmen einleiten und weitere erste Hilfe

Erst dann werden die Sofortmaßnahmen eingeleitet. Für diese Sofortmaßnahmen bist wieder du zuständig. Das DKR (deutsche Rote Kreuz) hat für diese Sofortmaßnahmen und weitere Erste Hilfe eine schöne Abkürzung gefunden: HELD

H – Hilfe rufen (das haben wir im letzten Punkt schon abgehandelt)

E- Ermutigen und trösten

Tatsächlich ist es in vielen Not- und Krisensituationen erst einmal nur erforderlich zuzuhören, zu ermutigen und zu trösten. In einer Krisenintervention werden im ersten Schritt noch keine Lösungen erarbeitet.

Was bedeutet das für dich?

Ich finde das sehr entlastend. Denn du musst keine Lösung parat haben. Du bist auch nicht für den guten Ausgang verantwortlich. Deine Aufgabe ist es nur da zu sein.

Übertragen auf deine jetzige Situation mit Home-Office und distance-learning bedeutet das, dass du weder für den Schulerfolg deines Kindes verantwortlich bist, noch dafür seine Probleme zu lösen. Deine Aufgabe ist es in erster Linie in Beziehung zu bleiben und deinem Kind das Gefühl zu geben: „Ich verstehe dich. Du bist in Ordnung so wie du bist.“ Und „Wir stehen das gemeinsam durch!“

L – lebenswichtige Funktionen überprüfen

Also bei einem Unfall wären das Kreislauf, Atmung und Herzschlag.

Was bedeutet das für dich?

Achte darauf, ob es deinem Kind gut geht. Zeigt es Anzeichen von Ängsten, Sorgen, Depressionen? Isst es weniger als sonst? Ist es traurig?
Wenn das der Fall ist, ist es an der Zeit zuerst mit deinem Kind drüber zu sprechen und dann Fachleute hinzuzuziehen.

D – Decke unterlegen und zudecken

Bei einem Unfallopfer ist der nächste Schritt für etwas Bequemlichkeit und Privatsphäre zu sorgen. Also den Unfallort vor Schaulustigen abzuschirmen und das Unfallopfer warm zu halten.

Was bedeutet das für dich?

  • Mach es deinem Kind und auch dir gemütlich. Sorgt für schöne Momente.
  • Bring Mal einen Kakao zum Schreibtisch.
  • Oder stell deinem Kind ein paar Kekse als Motivation beim Lernen hin.
  • Sorge mit einer Duftlampe für eine angenehme Atmosphäre.
  • Zündet abends eine Kerze an und lest zusammengekuschelt ein Buch.
  • Macht gemeinsam einen Spaziergang und redet euch alles von der Seele.
  • Macht einfach, was euch und eurer Beziehung gut tut.

Rettungsdienst

Erst jetzt kommt der Rettungsdienst. Er kümmert sich um alles, was du nicht leisten kannst. Bei einem Unfall hat der Notdienst auch Kreislaufstärkende Mittel, einen Defibrillator und eine Trage mit. Er versorgt jetzt den Patienten und du darfst ausruhen und ich vom Schock erholen.

Was bedeutet das für dich?

Es gibt Dinge, die kannst du als Eltern teil nicht lösen. Du kannst eine Pandemie nicht wegzaubern. Du kannst nicht machen, dass die Schule auf- oder zugesperrt wird. Dafür die die Politik verantwortlich.

Du kannst auch schwerwiegende psychische Probleme deines Kindes nicht lösen. Dafür gibt es Spezialisten.

So weit so klar, aber warum ist das für Eltern so schwer, das Ersthelfer-Prinzip einzuhalten?

Eltern sind mit ihren Kindern eng verbunden. Sie fühlen sich für ihre Kinder verantwortlich. Das ist auch gut so. Dabei kann es aber passieren, dass sie über das Ziel hinausschießen und kindliche Probleme mit eigenem Versagen gleichsetzen.

Leider liegen aber manche Dinge, die im Laufe eines Lebens so passieren, außerhalb deines Einflussbereiches als Eltern.

Daher brauchst du kein schlechtes Gewissen haben, wenn dein Kind heuer nicht die Schulleistungen bringt, die es normalerweise erbringen würde. Die Gründe dafür können mannigfaltig sein. Vielleicht ist dein Kind ohnehin in einem Alter, wo es einen Schulleistungsknick hätte (das ist in der Pubertät bei manchen Kindern so). Vielleicht ist dein Kind aber so mit der Bewältigung des Alltags beschäftigt, dass zu wenige Kapazitäten für die Schule bleiben.

Du brauchst dich auch nicht persönlich dafür verantwortlich fühlen, wenn dein Kind traurig ist, weil es seine Freunde nicht sehen kann. Klar, als Elternteil leidest du mit deinem Kind mit. Du würdest ihm diese Trauer am liebsten abnehmen. Aber das geht nicht! Du kannst an der Situation nichts ändern. Du kannst deinem Kind nur beistehen.

Reflexion ist ein Teil der Lösung

Ich habe auch keine Patentlösung für deine Gefühle. Ich kann dir aber versprechen, dass Reflexion ein Teil der Lösung ist. Außerdem hilft es, wenn du jemanden hast, der dir zuhört, der dich versteht und dir den Rücken stärkt.

Denn oft wirkt so ein „Freispruch“ von außen schon extrem erleichternd.

Fazit

  1. Sorge gut für dich!
  2. Bleib in Beziehung.
  3. Fühl dich nicht für alles verantwortlich.
  4. Lass das schlechte Gewissen los!

So bleibst du als Mama in deiner Kraft und sorgst dafür, dass deine Ressourcen noch lange reichen.

Bleib gesund und gelassen!

Deine Mütterversteherin

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