Dies ist ein Plädoyer für mehr Ehrlichkeit unter Müttern. Die Gesellschaft macht uns das Leben schon schwer genug. Wir müssen nicht noch eins draufsetzen, indem wir uns als Frauen und Mütter untereinander auch noch ständig in Frage stellen und vergleichen.

Mehr Ehrlichkeit unter Müttern, 3 Frauen plauschend beim Tee

Die Sache mit der Gleichberechtigung hat einen Pferdefuß

Ich fange jetzt nicht an mit „Früher war alles besser“, doch war früher die Rollenaufteilung klar. Der Mann bringt das Geld heim, die Frau kümmert sich ums Haus.

Die Hausfrau – ein Phänomen des Bürgertums

Doch war das wirklich immer so?
Diese Rollenaufteilung galt erst seit der Mitte des letzten Jahrhunderts, vorher konnten sich nur sehr gut gestellte Bürger diese Aufteilung leisten. Bei der arbeitenden Bevölkerung war die Familie immer schon auf Mitarbeit der Frau angewiesen.

Die Frauenbewegung und die Berufstätigkeit der Frau

Die Frauenbewegung leitete dann wieder einen Wandel ein.https://www.onb.ac.at/forschung/ariadne-frauendokumentation/frauen-waehlet/frauenwahlrecht-in-europa

Das ist noch gar nicht so lange her. 1918 wurde das Frauenwahlrecht in Deutschland, Österreich, Estland, Lettland, Litauen, Polen und Russland eingeführt.
Die Schweiz folgte erst 1971!

Ab 1958 durften Frauen in Deutschland das eigene Vermögen verwalten. Bis zu diesem Jahr durfte der Ehemann auch ohne das Einverständnis der Frau deren Arbeitsverhältnis kündigen. In Westdeutschland durften Frauen bis 1977 nur dann einem Beruf nachgehen, wenn das „mit ihren Rechten und Pflichten in Ehe und Familie“ vereinbar war. Entschieden ob das so ist oder nicht hat der Ehemann.

In Österreich wurden Frauen 1975 Männern gegenüber weitgehend gleichgestellt.

Dieses Recht auf Berufstätigkeit ist also gerade einmal ca. 50 Jahre alt. Das ist eine relativ junge Entwicklung, die wir heute noch spüren.

Berufsrecht und Haushaltsplicht

Mit der Frauenbewegung und der zunehmenden Berufstätigkeit der Frauen kam es zu folgender Entwicklung: Die Frauen drängten in den Beruf, die Hausarbeit musste auch erledigt werden. Die Männer ruhten sich – vorerst – auf ihren erworbenen Privilegien aus. Wer gibt Privilegien schon gerne auf.

Zusätzlich waren die Frauen von dem Geist beseelt, alles schaffen zu können. Es wurde ihnen ja auch von allen Seiten so gesagt. … und weil auch Arbeitsleistung zu einem guten Teil auf Gewohnheit beruht, dachten sie gar nicht daran, etwas von ihrer Arbeit abzugeben. Außerdem wollten sie ja beweisen, dass sie sowohl berufstätig sein können, als auch Familie haben können.

Naja und dann dämmerte langsam die Erkenntnis: Frauen sind auch Menschen … und als solche steht ihnen nur ein gewisses Maß an Kraft und Energie zur Verfügung.

Vielleicht lebst du schon mit einem Mann, der von einer berufstätigen Mutter erzogen wurde. Wenn du Glück hast, kann dieser Mann auch kochen und im packt im Haushalt mit an.

Zeit ist ein knappes Gut

Trotzdem herrscht die Meinung vor, dass Frauen alles schaffen können. Das stimmt auch!
Wenn wir uns neu arrangieren, unsere Familie einbeziehen, die Aufgaben neu verteilen und auch Abstriche machen.

Keine Frau kann einen Haushalt so führen, wie einst ihre Großmutter und gleichzeitig berufstätig sein. Sie kann nicht immer die geduldige, liebende Mutter sein, die ständig Zeit für ihre Kinder hat.
Doch genau das wird uns von der Werbung und von den Medien vorgegaukelt. Alles soll perfekt sein: Der Haushalt, die Kinder, die Leistung im Beruf und natürlich auch das eigene Auftreten und Aussehen.
Zeitschriften sind voll von den Minuten-Tipps: 10 Minuten für volles Haar, 15 Minuten für ihre strahlende Haut, in nur 7 Minuten zum perfekten Tischschmuck, 30 Minuten für ihre Traumfigur, täglich 10 Minuten für die aufgeräumte Wohnung …

Rechne einmal all diese Minuten zusammen. Schlag dann noch so ca. 8 Stunden Schlaf (welche Frau kommt schon auf 8 Stunden Schlaf), 6-8 Stunden Arbeitszeit, 2 Stunden Familienzeit, 1 Stunde für Haushalt und ca. 1,5 Stunden für Essen auf.

Merkst du etwas? Das kann sich nicht alles an einem Tag ausgehen!

 Denn schließlich benötigst du noch Zeit für Körperpflege, zum Einkaufen, um mit den Kindern Hausaufgaben zu machen und zu spielen, usw.

Das schlechte Gewissen ist vorprogrammiert

Somit haben die meisten Frauen und Mütter – egal, ob sie nun berufstätig sind, oder nicht – auch ein schlechtes Gewissen. Die einen deshalb, weil sie ja „nur“ Hausfrauen sind und nichts zum Familieneinkommen beitragen, die anderen, weil sie berufstätig sind und nicht unendlich viel Zeit haben, um mit ihren Kindern zu spielen, und vorweihnachtliche Bastelmarathons einzulegen.

Frauen sind verunsichert

Und wie reagieren wir, wenn wir ein schlechtes Gewissen haben? Richtig, wir sind verunsichert und in unserem Selbstwert erschüttert. Das ist unangenehm, ein Gefühl, das wir nicht haben wollen. Also suchen wir nach Möglichkeiten, wie es uns besser geht.

Eine dieser Möglichkeiten ist es, zu sehen, ob bei den anderen alles Gold ist, was glänzt. Ihnen vielleicht durch suggestive Fragen auch ein wenig schlechtes Gewissen zu machen.
Das ist nicht unbedingt fair, aber menschlich nachvollziehbar.

Und die Fragen?

Die Fragen sind auf alle Fälle so gestellt, dass sich die angesprochene Frau ertappt fühlt.

Dauerbrenner sind z. B.:

  • Und wie sind denn die Nächte so?
  • Wann wirst du wieder zu arbeiten beginnen?
  • Habt ihr schon einen Kindergartenplatz?
  • Befürchtest du nicht, dass du den beruflichen Anschluss verlieren könntest?
  • Wie schaffst du das bloß, mit der Arbeit und den Kindern?
  • Hast du abends überhaupt noch die Nerven, die Aufgaben zu kontrollieren?

Wenn du Kinder hast, dann kennst du diese Fragen und du weißt auch, welche Gefühle sie auslösen können. Was passiert meistens: Wir eiern drum rum und antworten ausweichend.
Und was passiert: Beide Mütter haben ein schlechtes Gewissen. Die eine, weil sie den Eindruck hat, die andere schafft das ohnehin alles locker, die andere, weil sie nicht zugeben möchte, dass diese Frage ins Schwarze trifft. Diese Fragen verleiten zur Schönfärberei und verhindern mehr Ehrlichkeit unter Müttern.

Die Lösung! – Mehr Ehrlichkeit unter Müttern

Ich bin ja aus dieser Situation schon herausgewachsen (meine Kinder sind 16 und 19 Jahre) und habe damit in meinen Coachings zu tun.


Trotzdem erinnere ich mich an ein Schlüsselerlebnis, dass ich hatte, als meine Kinder noch klein waren. Ich war in Teilzeitkarenz, da ich einen Job hatte, der mich erfüllte und auch Arbeitsbedingungen hatte, die flexibel genug waren, um Beruf und Familie (halbwegs) gut zu vereinen. Gleichzeitig hatte ich eine Freundin, die sich entschlossen hatte, bei ihren 2 Mädchen zu Hause zu bleiben. Sie war und ist immer noch, sehr kreativ. Zur damaligen Zeit war sie aus ganzem Herzen Vollzeitmama, die gebacken und gebastelt hat, viel mit den Kindern unterwegs war … Ich habe sie immer sehr für ihren Einsatz bewundert und respektiert.

Eines Tages als ich bei ihr war, meinte sie zu ihrer Tochter: „Ach, die Ilse bekommt das alles so perfekt hin.“
Ich musste da lachen, denn so perfekt, wie es ihr schien war es nicht. Ich war oft übermüdet, hatte keine Zeit zum Backen und hätte gerne mehr mit meinen Kindern gebastelt.
Wir haben es dann geschafft, uns hinzusetzen und ein wirklich gutes Gespräch zu führen. Jede von uns hatte die andere bewundert und beneidet. Wir haben uns aber beide mit denselben Ängsten herumgeschlagen. – Nur eben auf der anderen Seite der Medaille.

Genau darum plädiere ich für mehr Ehrlichkeit unter Frauen. Denn wenn wir wissen, wie es der jeweils anderen Gruppe geht, dann können wir uns auch perfekt unterstützen.

Also weg von verstörenden Fragen, hin zu mehr Ehrlichkeit unter Müttern und Unterstützung füreinander und untereinander.

Gruppenangebote tun der Seele gut

Genau das ist mir bei all meinen Angeboten für Gruppen wie z. B. Mama Miracle und Mamas im Aufwind wichtig.

Du merkst, dass du nicht alleine bist und dass es ganz vielen anderen Müttern auch so geht. Sie haben alle ihre Themen mit der Familie laufen und auch ihre Selbstzweifel. Mit der Unterstützung der Gruppe, wirst du erkennen, dass du deine Familienmitglieder ruhig auch fordern darfst. Du erfährst, wie es andere machen und wie es in anderen Familien funktioniert. Du merkst aber auch schnell, dass jede Familie andere Baustellen hat. Was für euch ganz klar ist, ist für andere vielleicht eine Herausforderung und umgekehrt.

Eines der schönsten Feed-backs zu meinem Mitgliederbereich Mamas im Aufwind war für mich die Aussage einer Mama:

Ich bin im Laufe der Zeit immer ehrlicher geworden und habe wirklich erzählt, wie es mir geht. Ich bin draufgekommen, dass ich meine Situation vorher oft beschönigt habe. Jetzt muss ich das nicht mehr.

Aussage einer Mama im Aufwind

Welche Erfahrungen hast du mit dem Thema Ehrlichkeit unter Müttern?
Vielleicht hast du ja auch ein Erlebnis dieser Art. Ich freue mich, wenn du es in den Kommentaren teilst.

Bleib gesund und gelassen!

Deine Mütterversteherin

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