Gelassenheit im Umgang mit negativen Emotionen bei Kindern

Gelassenheit im Umgang mit negativen Emotionen bei Kindern

Viele Eltern tun sich schwer, wenn ihre Kinder emotional werden. Dabei sind es vor allem die negativ behafteten Emotionen, mit denen sie nicht umgehen können. Unter diesen Gefühlen sind diejenigen Spitzenreiter, die mit Aggression verbunden sind. Also: Wut, Zorn und Ärger. So soll ein Kind doch nicht sein! Schließlich wollen die meisten Eltern ihren Kindern Werte wie Verständnis und Mitgefühl vermitteln. Da stehen diese Begriffe doch diametral dagegen.

Aber auch Furcht und Trauer machen Eltern ratlos. Hier beobachte ich oft, dass Eltern sich verantwortlich fühlen, dass es dem Kind gut geht. Am liebsten würden sie all die Last von den Schultern des Kindes nehmen.

Gemeinsam ist all diesen Emotionen, dass sie in den Eltern ein Gefühl der Hilflosigkeit entstehen lassen. Wie reagiere ich richtig? Wie kann ich meinem Kind helfen?

Ich kann mich noch gut erinnern, dass es mir bei meinen Kindern genauso gegangen ist. Meine Maßnahmen waren breitgefächert. Je nach meiner eigenen Tagesverfassung.

Ich habe erklärt, nahm meine Kinder in den Arm, habe geschimpft, war hilflos und zog mich zurück, habe demonstriert, wie sich das anfühlt … und kam lange Zeit keinen Schritt weiter.

Besonders dann, wenn sich der Zorn des Kindes gegen sich selbst gerichtet hat, war ich ratlos.

Ich kann mich an eine Situation erinnern, wo unser Sohn ungefähr 8 Jahre alt war. Er war ein guter Schüler und ein Kind mit einer extrem schnellen Auffassungsgabe. Und er hatte Legasthenie. Immer wenn er für Deutsch geübt hat, ist er nach kurzer Zeit vor lauter Wut in Tränen ausgebrochen und hat begonnen herum zu schreien: „Das lerne ich nie. Ich bin zu blöd dazu! Ich kann das nicht!“

Ich konnte seine Frustration einerseits gut verstehen, andererseits versuchte ich ihm klar zu machen, dass es in allen anderen Gegenständen ausreiche, wenn er sich den Lernstoff durchliest. Ich redete zu, tröstete, munterte auf … und hatte im Endeffekt das Gefühl zu versagen, weil ich nicht zu ihm durchdrang. Spätestens beim nächsten Mal begann das Spiel von vorne.

Bis es mir gelang Distanz zu wahren und alle Gefühle als wertvoll zu sehen.

Umgang mit Aggressionsgefühlen

Veränderung der Sichtweise

Aggression ist im Allgemeinen sehr negativ besetzt. Die meisten Menschen verbinden Aggression mit Ausfälligkeit und Verletzungen. Dabei vergessen sie ganz, dass Aggression auch eine wichtige Triebfeder für das Überleben und Weiterkommen darstellt.

Das Wort Aggression leitet sich vom lateinischen ab. Es kommt vom Deponens aggredi, was heranschreiten und sich nähern bedeutet. Also auf etwas zugehen.

Ein gewisses Maß an Aggression brauchen wir, um zu überleben. Rein entwicklungsgeschichtlich war es bedeutsam genug von der Futterschüssel zu bekommen, um zu überleben. Davon sind wir Gott sei Dank schon weit entfernt. Trotzdem brauchen wir diese Triebfeder, um unsere Ziele zu erreichen und unsere Ansprüche durchzusetzen. Entscheidend ist das WIE? Wie verleihe ich diesen Ansprüchen Ausdruck und wie setze ich mich zur Wehr, wenn ich meine, zu kurz zu kommen?

Den positiven Aspekt erkennen

Wut und Zorn sind Emotionen, die der Selbsterhaltung dienen und die auch Kraft verleihen.

Die meisten Eltern wollen, dass es ihre Kinder im Leben zu etwas bringen. Um etwas zu lernen, braucht das Kind Interesse und eine intrinsische Motivation. Im Idealfall WILL es also etwas lernen. Damit es dann aber zu den gewünschten Informationen kommt, braucht es auch Durchsetzungskraft. Schon Drei- bis Vierjährige beweisen diese Durchsetzungskraft im berühmten Fragealter. Sie wollen alles wissen und fragen den Eltern buchstäblich Löcher in den Bauch. Diese Lust am Fragen führt oft zu Frageketten, die die Eltern an ihre Grenzen bringen.

Ein kleines Beispiel gefällig?

Mutter: „Komm wir gehen einkaufen!“
Kind: „Warum?“
Mutter: „Weil wir etwas zu essen kaufen müssen.“
Kind: „Warum?“
Mutter: „ Damit wir am Abend etwas kochen können.“
Kind: „Warum?“
Mutter: „Weil du dann Hunger haben wirst.“
Kind: „Warum bekomme ich Hunger?“
usw.

Du siehst diese Fragekette kann unendlich fortgeführt werden. Du siehst aber auch, dass sich die letzte Frage von den anderen unterscheidet. Sie ist sehr konkret. Das interessiert das Kind jetzt wirklich. Darauf solltest du so gut es geht, eingehen.

Du merkst auch, dass das Kind eine ganze Menge Antrieb braucht, um zur gewünschten Information zu kommen. Und als Mutter weiß ich, dass diese Fragespielchen ganz schön lästig werden können. Auch in diesen einfachen WARUM?-Fragen steckt Aggression. Das Kind geht auf die gewünschte Information zu. Wenn du es so siehst, erkennst du schnell, dass Aggression durchaus auch positive Aspekte hat.

Distanz wahren

Dein Kind sitzt in der Sandkiste und plötzlich kommt ein anderes Kind und nimmt ihm seinen kleinen Kübel weg. Empört reißt dein Kind dem anderen das Eimerchen aus der Hand und hat dabei so viel Schwung drauf, dass es das andere Kind gleich zu Boden wirft.

Wenn es dir gelingt, auch die positiven Seiten der Aggression zu sehen, dann kannst du leichter deine Ruhe bewahren. So vermittelst du deinem Kind die Sicherheit, die es jetzt braucht.

Mit der nötigen Distanz kannst du deinem Kind zeigen, wie es in dieser Situation reagieren kann. Du kannst ihm helfen, seine Gefühle in Worte zu fassen und auszudrücken. So lernt es neue Handlungsweisen. Im konkreten Beispiel kannst du dein Kind zu dir nehmen, und ihm sagen: „Das hat dir jetzt nicht gefallen, dass dir XY den Kübel weggenommen hat. Es war auch nicht nett von dir, dass ihn umgeschubst hast, als du dir den Kübel wieder genommen hast.“
Meistens wollen so kleine Kinder die anderen nicht bewusst verletzen. Sie können nur ihre Gefühle nicht ausdrücken und auch ihre Kraft nicht richtig kontrollieren.

Sie werden dann wütend oder zornig, wenn sie mit einer Situation überfordert sind. Sie wissen einfach nicht, wie sie damit umgehen sollen. Sie sehen keinen Ausweg. Das macht sie so hilflos, dass sie zu schreien und zu toben beginnen.

Klar sein

Je kleiner die Kinder, desto weniger Worte und Erklärungen solltest du in solchen Situationen verwenden. Lange Erklärungen überfordern die Kinder.

Wenn du noch einmal an die Sandkastensituation denkst könntest du deinem Kind sagen: „Sag dem XY, dass du deinen Eimer wieder haben willst.“

Da sein und Verständnis zeigen

In vielen Fällen hilft es deinem Kind, wenn du einfach da bist. Das ist vor allem dann wichtig, wenn sich die Wut nicht gegen etwas oder jemanden richtet, sondern wenn das Kind auf sich selbst zornig ist.

Zeig deinem Kind, dass du es verstehst und fasse deine eigenen Beobachtungen in Worte. Frag nach, ob das, was du beobachtet hast, auch von Kind so empfunden wird.

Mit meinem Sohn habe ich mich z. B. damals zusammengesetzt und ihm gesagt, dass ich beobachte, dass er jedes Mal zornig wird, wenn er deutsch lernt. Gleichzeitig merke ich, dass er beginnt an sich selbst zu zweifeln. Und dann habe ich ihm gezeigt, was er alles wirklich gut kann und wo er superschnell begreift. Ich habe ihm erklärt, dass wir alle Bereich haben, die wir besonders gut können und die wir leicht lernen und andere, wo wir nicht so gut sind und wo wir uns ein wenig schwerer tun.

Während des Gespräches konnte ich sehen, wie er erleichtert aufatmet und wie er sich verstanden gefühlt hat. Er hat erkannt, dass er ganz viele Dinge gut kann … und war auf einmal erleichtert.

Auch danach war er nicht begeistert, wenn es darum ging Deutsch zu lernen. Wir haben gemeinsam nach Wegen gesucht, wie es für ihn leichter war und er hat seine Strategien gefunden.

Nachdem dieses Gebiet der Emotionen so groß ist, werde ich auch die nächsten Artikel von wöchentlich Gelassenheit diesem Thema widmen. Ich werden über die Gefühle WUT und ZORN, TRAUER und ENTTÄUSCHUNG schreiben.

Du wünscht dir Gelassenheit für dich und deine Familienmitglieder, dann nütze das kostenfreie Kennenlerngespräch. Hier kannst du sofort einen Termin vereinbaren.

Bleib gelassen!

Ilse Maria_Signatur

 

 

 

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