Lass doch mal den Papa ran!

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Mal ehrlich, was löst die heutige Überschrift bei dir aus?

Wie hörst du den Satz „Lass doch mal den Papa ran“?

Ich hab mir selbst überlegt auf wie viele verschiedene Arten ich diesen Satz hören könnte und wie ich ihn auffassen kann. Ich habe 6 Varianten gefunden, denke aber, dass noch viel mehr in diesem Schatz steckt.

Bedürftiges Kind

Tja, der Papa wird´s schon richten, des g´hört zu seinen Pflichten, dazu ist er ja da … Tralala 😀
So lautet der Text eines – zugegeben uralten – Liedes.

Als bedürftiges Kind wirst du bei diesem Satz vielleicht aufatmen. Ja, der Papa, der kümmert sich um alles, der kann alles. Er nimmt sich um alles an.

Selbständiges Kind

Hier wird sich vielleicht der innere Widerstand regen. Selbständig, wie du bist, willst du ja auch selbst handeln.

Aufmüpfiges Kind

Nein, ich kann das selbst und ich mache das ohnehin ganz anders, als der Papa!
Du willst ja deinen eigenen Weg gehen und deine eigenen Methoden ausprobieren.

Als Mutter

Hörst du den Macho?

Vielleicht hörst du auch den Macho, der alles besser kann. Einen Mann, der seine Frau klein hält und ihr nichts zutraut. Einen Mann, der sich selbst überhöht und der die Weisheit mit dem Löffel gefressen hat.

Hörst du den unterstützenden Partner?

Möglicherweise hörst du auch den Partner, der sieht, dass es dir nicht gut geht und dir ein wenig unter die Arme greifen möchte. Einen Mann, der sich um seine Frau und sein Kind sorgt.

Oder den liebenden Vater?

Es kann auch sein, dass du den liebenden Vater hörst, der sich über die Wiege des schreienden Babys beugt und schaut, wie er ihm helfen kann oder der es einfach hochnimmt und tröstet.

Es ist alles Auffassung

Du siehst, die Botschaft liegt nicht nur in den Worten, sondern auch im Tonfall und der Sinn dahinter schließt sich oft erst in der jeweiligen Situation.

Lass doch mal den Papa ran! – Ein Appell

Ich möchte diesem Satz jetzt auch noch eine andere Bedeutung geben. Es ist eine Aufforderung an die Frauen und Mütter.

Wünschst du dich auch oft mehr Unterstützung?

Als meine Kinder klein waren wünschte ich mir oft, Unterstützung. Im Haushalt, in der Erziehung, im Umgang mit dem schreienden Baby.

Nach einiger Zeit ist mir an mir selbst etwas aufgefallen. Ich wollte Unterstützung! Ehrlich! Aber ich wollte diese Unterstützung genau in der Art, wie ich die Sache auch selbst angegangen wäre.

Dadurch habe ich anderen, aber unbewusst das Gefühl gegeben, dass sie mir ohnehin nicht genügen und es mir nicht recht machen können.

Ein kleines Beispiel gefällig?
Unser Sohn war ein Schreibaby. Er weinte oft stundenlang. Das tat mir nicht nur im Herzen weh, sondern hat mich auch eine tiefe Unzulänglichkeit fühlen lassen. Egal, was ich tat, es ging ihm nicht besser. Es zerriss mir buchstäblich das Herz. Andererseits war ich aber oft die halbe Nacht auf den Beinen, weil es die einzige Möglichkeit war, ihn zu beruhigen. Oft wollte ich nichts anderes, als ein paar Minuten für mich selbst.

Wenn mein Mann nach Hause kam, drückte ich ihm das kleine Bündel in den Arm.

Soweit so gut. Aber statt dass ich die beiden dann allein gelassen hätte und aus dem Raum gegangen wäre, setzte ich mich aufs Sofa. Und wenn ich dann das Gefühl hatte, dass mein Mann sich ungeschickt anstellte, griff ich korrigierend ein. Das war für uns alle unbefriedigend.

Eines Tages erkannte ich, dass ich einfach mehr Erfahrung mit dem Kleinen hatte, als mein Mann. Ich war schließlich den ganzen Tag mit ihm zusammen. Ich konnte die verschiedenen Arten von Weinen auseinander halten. Meinem Mann fehlte diese Erfahrung. Ich erkannte aber auch, dass ich ihm die Gelegenheit nahm, diese Erfahrung zu sammeln. An diesem Tag ließ ich die beiden allein. Ich ließ sie ihre eigenen Kämpfe ausfechten. Als ich zurückkam, war ich ausgeruht und die beiden waren zufrieden. Mein Mann saß auf der Couch und hatte die Füße am Couchtisch abgestellt, unser Sohn lag auf seinen Oberschenkeln. Dort hatte er genau Platz und konnte seinem Vater in die Augen sehen. Sie hatte ihren Weg gefunden! Ein Weg, der bei mir übrigens nie funktioniert hat. Nicht davor und nicht danach 😉

Wenn wir den Vätern unserer Kinder zutrauen, ihren eigenen Weg zu finden, dann kann etwas Wunderbares geschehen. Sie bringen sich freudig in den Familienalltag ein, die Kinder bauen eine gute Beziehung zum Vater auf und wir Frauen und Mütter sind entlastet.

Genau das fällt uns aus verschiedenen Gründen oft nicht leicht.

Wir haben mehr Erfahrung

Ja Frauen und Mütter haben meist mehr Erfahrung im Umgang mit Kindern. Du bist also immer noch die Hauptbezugsperson, verbringst mehr Zeit mit ihnen und weißt daher eher Bescheid, wie es in den Kindern aussieht.

Bei Wanderungen kam es oft vor, dass mein Mann es in seiner Begeisterung übertrieb. Er wollte immer noch ein wenig weiter gehen. Das war einerseits gut, denn es forderte die Kinder. Ich hätte wie wohl zu viel geschont. Aber nachdem sie das erste Mal wirklich übermüdet waren gewöhnte er es sich an, mich um Rat zu fragen, wenn er die geplante Runde noch erweitern wollte. Ich hatte meistens ein ganz gutes Gespür dafür, wie lange die Kinder durchhielten, wann sie eine Pause brauchten und wann unbedingt eine Banane hermusste, damit wieder genug Energie vorhanden war.

Perfektionismus

Auch wenn du dem Vater deines Kindes grundsätzlich vertraust, steht dir oft dein eigener Perfektionismus im Weg. Du willst alles besonders gut machen. Willst dem Bild der perfekten Mutter entsprechen. – Und reibst dich dabei auf.

Ich möchte dir gerne wieder ein Beispiel bringen:
Wenn ich die Kinder für ein Familienfest ankleidete, dann war es mir wichtig, dass sich die Kinder wohlfühlen und auch den Ansprüchen, die an so ein Familienfest gestellt werden gerecht werden. Nicht, weil ich meine Kinder zu kleinen dressierten Affen machen wollte, sondern, weil ich glaube, dass Kinder dadurch auch lernen, was so einem Anlass angepasst ist. Frei nach dem Motto: „Nur wer die Regeln kennt, kann sie auch bewusst übertreten.“
Meinem Mann war das nicht wichtig und so konnte es durchaus sein, dass das Töchterchen im Samtkleid und in Gummistiefeln beim Geburtstag vom Opa erschien. Das Samtkleid, weil es ihr selbst gefiel und weil es zum Anlass passte, die Gummistiefel, weil sie sie einfach praktisch fand, um im Garten zu spielen.

Nachdem unsere Tochter das zweite Kind ist, hatten wir damals unsere unterschiedlichen Ansichten und Herangehensweisen bereits geklärt und ich konnte darüber lachen. Bei unserem Sohn hätte ich es gar nichts lustig gefunden und mein eigener Perfektionismus hätte wohl zu einigen Diskussionen zwischen mir und meinem Mann geführt.

Ein klein wenig Eifersucht

Manchmal steckt auch ein klein wenig Eifersucht dahinter, wenn du dir schwer tust, Verantwortung an den Vater des Kindes abzugeben. Vielleicht kann er bestimmte Dinge besser als du.

Du warst lange Zeit die wichtigste Person im Leben deines Kindes. Zuerst ist es in deinem Körper herangewachsen, dann hast du es wahrscheinlich noch gestillt und warst die Quelle seiner Nahrung. Vergegenwärtige dir, was das bedeutet. Dein Kind brauchte dich, um zu überleben. Das schafft sehr intensive und intime Momente größter Verbundenheit. Es gibt aber auch ein Gefühl der Macht.

Sobald dein Kind beginnt, mit anderen Personen zu interagieren, sobald du Aufgaben abgibst, löst du dich von deinem Kind und gibst auch ein wenig dieser Macht auf. Das ist auch gut so. Manchmal tut es aber weh!

Getrennt lebende Eltern

Wenn es schon so schwer ist, einen Partner einzubeziehen, dem du grundsätzlich vertraust, wie viel schwerer ist es dann, deine Kinder jemandem anzuvertrauen, der dich enttäuscht hat.

Ich habe das nie erlebt und daher kann ich auch nur Beobachtungen aus dem Freundeskreis schildern.

Ich kenne getrennte Paare, die es wunderbar schaffen, sich um ihre gemeinsamen Kinder zu kümmern und alles andere beiseite zu stellen. Diese Menschen schaffen es anzuerkennen, dass der Expartner die Kinder liebt und alles tut, um sie zu unterstützen. Auf seine Art.

Ich kenne auch Paare für die die Kinder ständiges Konfliktthema sind. Abmachungen werden nicht eingehalten, es ist wichtiger gut dazustehen, als das Kind wirklich zu unterstützen, usw.

Ich kenne Mütter, die behaupten, die Väter wollen die Kinder nicht sehen und dieselben Väter erzählen überall, dass ihnen die Kinder verweigert werden.

Ich maße mir hier kein Urteil an, ich finde es nur traurig, wenn die Konflikte an die Kinder weitergegeben werden.

Vielleicht hilft es dir ein wenig, dir vor Augen zu führen, dass auch eine Mutter, die ihrem Partner grundsätzlich vertraut, oft Schwierigkeiten hat, den Vater einzubeziehen. Nicht jedes komische Gefühl, das du hast, ist deiner Enttäuschung oder deinen schlechten Erfahrungen geschuldet.

Der Appell an die Väter

Auch Väter haben manchmal Bedenken. Vor allem, wenn sie so ein kleines Baby das erste Mal vor sich haben. Es ist so klein. Es scheint so zerbrechlich. Es scheint, als sei es nicht für zupackende Männerhände gemacht.

Bullshit! Es ist dein Kind und du wirst das ganz sicher hervorragend meistern. Babys sind nicht so zerbrechlich, wie sie aussehen und sie brauchen ihre Väter ganz dringend. Ihr habt so viel zu geben.

Also sag doch einmal zu Frau und Kind: „Lass doch mal den Papa ran!“

Was genau, darüber spreche ich in meinem Podcast am Sonntag.

Bleib gelassen!

Ilse Maria_Signatur

 

 

 

 

 

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