Teilzeitselbständigkeit als Mama: Das klingt nach viel Sicherheit, Ruhe zum Aufbau des eigenen Business und entspannter Entwicklung. Gerade für Mütter ist das aber oft nicht so. Denn ihre Teilzeitselbständigkeit ist oft „eigentlich“ eine Dreifachbelastung: Haushalt und Kinder, Teilzeitjob und Teilzeitselbständigkeit. Wenn man das so liest, dann ist schon klar, dass sich das nicht wirklich gut ausgeht. Wo ist der Fokus? Was ist am Wichtigsten?

Als ehemals teilzeitselbständige Mama stehe ich dem Thema gespalten gegenüber. Denn es kann sein, dass du dich durch deine Teilzeitselbständigkeit bremst, um deine Weiterentwicklung drückst, oder durch die scheinbare Bequemlichkeit blockierst.

Teilzeitselbständikgeit als Mama

Gedanklich ist Teilzeitselbständigkeit als Mama so verführerisch

Klar, es klingt alles so verführerisch. Die Sicherheit eines Teilzeitjobs und die Erfüllung durch das, was du gerne tust. Während dieser Zeit bekommst du trotzdem dein regelmäßiges Gehalt. Du steuerst etwas in die Familienkasse bei, statt dass du sie belastest. Du hast Zeit, dich um die Kinder zu kümmern. Du kannst es langsam angehen. Dich drängt ja nichts. Und irgendwann wird dein Business schon anfangen zu laufen.

Die Wahrheit sieht anders aus

Du hast einen Brötchenjob, der zum Leben beiträgt. Im besten Fall macht er dir sogar Spaß und du arbeitest in einem Team, das du magst. So war es bei mir. – Und das nicht nur einmal.

Diese an sich tollen Voraussetzungen führen allerdings auch dazu, dass du vollen Einsatz zeigst. Ein junger Kollege sagte einmal zu mir: „Weißt du, du arbeitest in deinen 20 Stunden fast so viel, wie ich in 40 Stunden. Du kommst um 8 Uhr und machst bis 12 Uhr nur Pause, um auf die Toilette zu gehen.“

Wertschätzend? Ja. Er hat gesehen, mit welchem Einsatz ich dabei bin.

Der Nachmittag gehörte meinen Kindern und der Familie. Zwischendurch habe ich mir ein paar Stunden ein paar Stunden für mein Business abgezwackt und abends habe ich auch noch Zeit hineingebuttert.

Meine Aufmerksamkeit zerspragelte sich zwischen den drei Bereichen. Ich war ständig am Rande der Überforderung und wenn etwas liegen bleiben musste, dann war es die Teilzeitselbständigkeit als Mama. Denn die hatte ja Zeit. Alles andere kam zuerst. Meine Unzufriedenheit stieg, denn es ging alles so langsam.

Business oder Hobby

Es ging quälend langsam voran. Aber es musste ja auch nicht schnell gehen. Ich hatte ja meinen Teilzeitjob. Wenn es hart auf hart ging, dann hatten die Bedürfnisse meiner Familie immer oberste Priorität.

So kam es, wie es kommen musste: Mein Business war Hobby. Nicht für mich. Meine Familie sah es so. Meine Mutter meinte einmal: „Du darfst nicht unzufrieden sein, ein wenig Taschengeld kommt schon rein.“ Das zeigt, wie wenig ernst sie meine Herzenssache nahm.

Nachdem ich stets versuchte allen gerecht zu werden, legte ich auch meine Businesstermine auf Randzeiten, wo die Familie nicht gestört wurde.

Meine Klientinnen sahen mich anders

Anders war das bei meinen Klientinnen. Die nahmen mich von Anfang an erst. Ihnen konnte ich tatsächlich helfen. Ich hatte einige Stammkundinnen.

Aber auch hier spiegelte sich mein Selbstverständnis. Ich sah mich helfend und unterstützend. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, um Feed-back zu ersuchen. So kam es auch, dass eine meiner Kundinnen eines Tages nicht mehr kam. Ich zermarterte mir das Hirn und dachte, sie sei nicht zufrieden. Jahre später stand sie auf einmal wieder vor der Tür. Da erst erfuhr ich, dass ich ihr einfach geholfen hatte ihr Problem zu lösen. Sie brauchte mich schlicht nicht mehr. Als es ihr wieder einmal schlecht ging, dachte sie sofort wieder an mich.

Wechselnde Teilzeitjobs verbunden mit Teilzeitselbständigkeit

Ich hatte wechselnde Teilzeitjobs und ich habe alle geliebt. In jedem habe ich etwas gelernt. Für mich waren diese Jobs eine Art „Realtime-Workshop“. Ich achtete anfangs ziemlich darauf, dass meine Teilzeitjobs und meine selbständige Tätigkeit zusammenpassten.

Ich war Ordinationshilfe bei einer Ärztin, die von meiner Selbständigkeit wusste und mir sogar Klientinnen für Kinesiologie-Sitzungen schickte. Die Ärztin wechselte den Standort und ich konnte nicht mitgehen. Dabei hatte sich alles so gut angelassen. Wir verstanden uns gut und ich steckte eine Menge Energie in die Ordination.

Ich leitete ein Eltern-Kind-Zentrum und organisierte dort nicht nur das Seminarprogramm, sondern hielt auch selbst als Montessori-Pädagogin Kurse ab. Das ging so lange gut, bis sich die Obfrau des Vereins dazu entschied, das Eltern-Kind-Zentrum zu schließen und sich auf den zweiten Zweig (Vermittlung von Tagesmüttern und Babysittern) zu konzentrieren. Ich hatte während dieser Zeit gemeinsam mit ihr eine Firmenkrabbelgruppe aufgebaut, und mit viel Zeit und Liebe verschiedene Seminarprogramme zusammengestellt.

Zu diesem Zeitpunkt war ich dann fast so weit, meine Selbständigkeit aufzugeben. Schließlich lief sie ja nicht an. Ich brauchte noch eine weitere schlimme Erfahrung.

Aus Solidarität vermittelte mir meine ehemalige Chefin einen anderen Teilzeitjob. Diesmal war es etwas ganz anderes. Ich war Assistentin bei einem Geotechniker, der gemeinsam mit einem Partner eine zweite Firma aufbaute. Für diese zweite Firma war ich Mädchen für alles. Die Arbeit machte spaß. Jedoch wurde ich zwischen meinen beiden Chefs aufgerieben. Sie hatten eine andere Herangehensweise an die Arbeit. Der eine ließ mir möglichst viel Freiheit, solange die Arbeit schnell und gut gemacht war. Der andere war auf Kleinigkeiten fixiert. Er verhandelte mit mir über Strichstärken und das Format von Lineaturen. Täglich änderte er seine Meinung. Es kam, wie es kommen musste. Die beiden trennten sich und die neue Firma wurde liquidiert.

Wohin fließt deine Energie

Erst dann wurde mir klar, warum bei meinem eigenen Business nicht viel weiter gegangen war. Ich hatte all meine Energie in die Träume und Projekte anderer gesteckt. Ich bin begeisterungsfähig und ein Arbeitstier. Das ist gut. Aber die Energie für andere zu verschwenden ist weniger gut.

All-in oder lassen

Nach einem langen Gespräch mit meinem Mann beschloss ich damals All-in zu gehen. Ich wollte es schaffen. Diesmal mit voller Energie und Kraft in Bezug auf mein eigenes Business.

Mittlerweile waren unsere Jungs auch so groß, dass sie mich nicht mehr so unmittelbar brauchten.

Das schwerste war es für mich, eine Zeit lang nichts mehr zum Haushaltseinkommen beitragen zu können. Ich begann noch eine zusätzliche Ausbildung, die mir Sicherheit gab, um wirklich Fuß zu fassen.

Noch einmal auf Anfang

Allerdings musste ich noch einmal zurück zum Anfang. Ich begann meine Selbständigkeit als Kinesiologin und Cranial Fluid Dynamics Practitioner. Ich habe also mit Menschen und am Körper gearbeitet. Ich stellte aber schnell fest, dass die Menschen kamen um mit mir zu reden.

Also machte ich zusätzlich eine Coaching-Ausbildung mit Schwerpunkt Philosophie und Gesellschaft und die NLP Ausbildung bis zum Trainer. Die Kosten der Ausbildung bezahlte ich zurück in die Familienkasse, sobald ich sie eingenommen hatte. Schließlich konnte ich mich auch als Lebens- und Sozialberaterin qualifizieren.

Das war der Zeitpunkt, wo sich herausstellte, dass meine Traumzielgruppe Mütter und Kinder sind. Spannend ist das deshalb, weil ich bereits als Kind sagte, dass ich Kindergartenpädagogin werden wollte.

Mit Fokus läuft es

Seitdem mit klar war, wo mein Schwerpunkt liegt, läuft es.
Ich wusste wer meine Zielgruppe ist und wo ich sie finde. Da es mir wichtig war, möglichst präventiv zu arbeiten ging ich in die Kindergärten und hielt Vorträge. Dabei merkte ich gleichzeitig, dass ich gerne lehre und die Menschen begeistern kann. Die Folge war eine Supervisionsausbildung, um auch Teams unterstützen zu können.

Was du aus meiner Geschichte lernen kannst?

Teilzeitselbständigkeit kann eine Entlastung sein

Allerdings nur, wenn du dein Hauptaugenmerk und deine Energie auf deinem Business hast.

Nicht zu viele Baustellen

Heute würde ich sagen, dass Teilzeitselbständigkeit und Familie völlig ausreicht. Wenn du zusätzlich noch einen Teilzeitjob hast, dann teilst du deine Energie zwischen drei Sparten auf. Das kann sich nicht ausgehen.

Energie folgt der Aufmerksamkeit

Der Spruch gilt auch für deine Selbständigkeit. Sie ist wie ein Baby und braucht anfangs sehr viel Aufmerksamkeit. Sei dir dessen bewusst. Wenn du nicht genug Energie hineinsteckst, dann verkümmert sie.

Ein wenig Druck kann motivieren

Finanzieller Druck ist belastend, aber ein wenig Druck kann dazu führen, dass du aktiver bist, um diesem Druck standzuhalten. Du musst Ideen haben, wo Geld hereinkommen kann. Du bist gezwungen neue Ideen zu entwickeln und auch umzusetzen.

Feed-back ist wichtig

Feed-back hilft dir nicht nur dich weiter zu entwickeln. Es kann auch dein Selbstbewusstsein in Bezug auf dein Business stärken. Hätte ich gewusst, dass die Klientin einfach deshalb nicht wiederkam, weil es ihr gut ging, hätte ich mich gefreut. Frag also aktiv nach Feed-back.

Achte darauf, wie andere dein Business sehen

Das gilt ganz besonders für deine Familie. Nur wenn du Business in den Mittelpunkt stellst und ernst nimmst, tun es auch die anderen.

Dieser Artikel ist mein Beitrag zur Blogparade über Teilzeitselbständigkeit von Beatrice Krammer.

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