Basteln macht Spaß und fit für die Schule

Im Basteln sind viele Fähigkeiten versteckt, die dein Kind fit für die Schule machen. Ich habe in meinem Beitrag über Geometrie bereits darauf hingewiesen, dass Basteln ein Teil der Schulvorbereitung ist.


Die meisten Kinder basteln gerne – wenn man sie lässt und ihnen nicht bestimmte Vorstellungen aufzwingt. Darum halte ich es für eine großartige spielerische Vorbereitung auf die Schule. Ebenso wie das Singen. Was dein Kind beim Singen lernt, kannst du hier nachlesen.

Basteln macht fit für die Schule, Was basteln für die Schulreife tun kann

Wichtig dabei ist es, dass du deinem Kind wirklich die Möglichkeit gibst, seine eigenen Vorstellungen zu verwirklichen und umzusetzen. Dabei spielt es keine Rolle, ob du das fertige Werk schön findest. Dein Kind erwirbt auch dann Kompetenzen, wenn du das Gefühl hast: „Das schaut aber jetzt komisch aus. Ich habe keine Ahnung, was das sein soll.“

Viele Mütter scheuen das Basteln wie der vielzitierte Teufel das Weihwasser. Das ist verständlich. Denn beim Basteln kann viel schief gehen: Kleidung und Möbel können leiden, Materialien können zweckentfremdet werden, Kleber kann auf Kleidung und Möbeln picken …
Schlicht der Albtraum jeder Mama!

Die richtige Vorbereitung

Damit euch das nicht passiert, verrate ich dir, worauf du in der Vorbereitung achten solltest.

  1. Zieh deinem Kind alte Kleidung an, die gerne auch Farbe oder Kleber abbekommen darf.
  2. Wenn du kleine Bastelfexe zu Hause hast, lohnt es sich bei alten Herrenhemden die Ärmel zu kürzen und einen Tunnel zu nähen, indem du einen Gummi einziehst. Dieses Hemd kannst du dem Kind verkehrt herum anziehen und am Rücken zuknöpfen. So ist die Kleidung gut geschützt.
  3. Bring deinem Kind von Anfang an bei, den Arbeitsplatz gut mit altem Zeitungspapier abzudecken. Arbeitsplatz ist auf alle Fälle der Tisch. Bei manchen Bastelarbeiten kann es sinnvoll sein, auch den Boden abzudecken.
    Wenn oft gebastelt wird, lohnt sich die Anschaffung einer durchsichtigen Plastiktischdecke. Sie ist abwaschbar und kann notfalls auch einmal einen Parkettboden vor Farbspritzern schützen.
  4. Legt gemeinsam fest, welche Utensilien dein Kind fürs Basteln benutzen darf. (Sonst suchst du verzweifelt deine Küchenschere!)
  5. Packt all diese Utensilien wie Schere, Kleber, und auch Bastelmaterial in eine Kiste. So weiß dein Kind genau: „Alles was in dieser Kiste ist, darf zum Basteln verwendet werden.

Wie kommt ihr ans Material?

In dieser Kiste kannst du auch unstrukturiertes Bastelmaterial sammeln, das im Haushalt so anfällt: Klopapierrollen, Kronkorken, Spanschachteln von Weichkäsen, kleine Gläser…

Auch beim Spazierengehen finden sich immer wieder tolle Bastelmaterialien:

  • Kleine Äste
  • Moose
  • leere Schneckenhäuser
  • Kastanien
  • Schöne Steine
  • Buchecker
  • Gräser
  • Bunte Blätter
  • Rindenstücke

Für manche Kinder ist das Sammeln dieser Gegenstände die einzige Motivation spazieren oder wandern zu gehen.

Du siehst, basteln ist eine günstige Beschäftigung für dein Kind.

Du willst deinem Kind die Gelegenheit geben in den Ferien spielerisch und mit viel Spaß fit für die Schule zu werden?

Was lernt dein Kind beim Basteln?

Schulung der Sensorik

Beim Basteln wird ganz spielerisch die Sensorik der Hand geschult. Dein Kind spürt verschiedene Materialien. Es fühlt vielleicht den weichen Pinsel auf der Hand. Es kommt in Kontakt mit Knete und Farbe und merkt, dass beide eine unterschiedliche Konsistenz haben.

Was bringt es für die Motorik

Basteln ist ein wahrer Alleskönner, wenn es um die Motorik geht.
Beim Kneten und Schneiden mit der Schere werden die Finger gekräftigt. Beim Prickeln und beim Schneiden auf der Linie lernt dein Kind genaues Arbeiten. Beim Fädeln, Stecken und Kleben wird die Fingerfertigkeit geschult. Beim Malen und Prickeln lernt dein Kind die Stifthaltung und es bemerkt, dass es seine Kraft dosiert einsetzen muss. Alle Tätigkeiten haben einen guten Einfluss auf die Geschicklichkeit, die Hand-Hand-Koordination und die Hand-Auge-Koordination.

Kurz gesagt: Die Hand deines Kindes wird optimal auf das Schreiben vorbereitet, ohne dass dein Kind überhaupt ans Schreiben denken muss.

Ilse Lechner

Vielfalt der Arbeitstechniken

Zudem kommt dein Kind mit einer Vielfalt von Arbeitstechniken wie kneten, scheiden, kleben, malen, formen, modellieren und Ähnlichem in Kontakt. Das macht einerseits Spaß und bietet Abwechslung. Es bietet deinem Kind aber auch die Möglichkeit zu sehen, dass es bestimmte Sachen besser kann, als andere. Einfach weil auch hier Stärken schlummern können.

Kreativitätsentwicklung

Das Basteln fördert auch die Kreativität. Dein Kind muss sich Gedanken machen, was es mit dem vorhandenen Material machen möchte. Dazu gehört ein gewisses Maß an Planung und Vorstellungsvermögen. Das Ergebnis wird im besten Fall geistig vorweggenommen. Natürlich entwickelt sich diese Fähigkeit nicht über Nacht. Anfänglich wird dein Kind wahrscheinlich einfach nur das Material erforschen oder unstrukturiert damit experimentieren.

Je älter dein Kind ist, desto eher wird es eine Vorstellung haben, die es dann mit dem vorhandenen Material verwirklichen möchte.

Dabei kann es auch zu lustigen Ergebnissen kommen

Unser jüngerer Sohn bat mich einmal um ein Blatt Papier um einen Nikolo zu zeichnen. Nach einiger Zeit kam er wieder und forderte rotes Papier und Watte von mir. Ich war erstaunt und neugierig.

Als er fertig war, war ich wirklich platt. Er hatte einen Nikolo gezeichnet. Da er beim Zeichnen zu hoch oben angesetzt hatte, hatte er keinen Platz mehr für die Mütze. Hier kamen das rote Papier und die Watte ins Spiel. Er hatte kurzerhand die Mütze aus rotem Papier ausgeschnitten, oben beim Kopf angeklebt und das Ganze mit einem Fell aus weißer Watte verziert.
Thinking outside the box at it´s best! Ich war begeistert.

Du siehst, Kinder lernen beim Basteln auch um die Ecke zu denken und außergewöhnliche Lösungen zu finden. Das passiert aber nur dann, wenn wir nicht mit unseren Erwachsenen-Vorstellungen und unseren Erwachsenen-Gehirnen eingreifen.

Meditatives Tun

Basteln hilft vielen Kindern zur Ruhe zu kommen und sich zu entspannen. Sie können sich plötzlich mit einer Sache länger beschäftigen und entwickeln Ausdauer und Durchhaltevermögen.

Aus eigenem Antrieb lernen sie so sitzen zu bleiben und sich auf eine Sache zu konzentrieren.

Wissensererb

Zu guter Letzt dient Basteln auch noch dem reinen Wissenserwerb. Dein Kind lernt die Farben und Formen kennen. Es befasst sich mit verschiedenen Materialien. Es kommt mit Mengenangaben in Berührung und entwickelt ein Gefühl für Reihen und Symmetrie.

Wenn aus einer leeren Klopapierrolle eine Hund oder eine Katze wird, dann lernt es zu abstrahieren.

Vor allem bei kleinen Kindern ist basteln eine tolle Gelegenheit zum Spracherwerb. Denn all die Materialien und Gegenstände wollen benannt werden.

Basteln unterstützt dein Kind bei der Schulvorbereitung

Du siehst, in so unscheinbaren Tätigkeiten wie basteln steckt so viel drin. Wir neigen dazu diese Tätigkeiten zu unterschätzen. Dabei bringen diese handwerklichen Dinge genau so viel wie ein Englischkurs im Kindergarten.

Und wie gesagt, die meisten Fähigkeiten lernt dein Kind ganz unabhängig davon, ob dir das fertige Ergebnis gefällt.

Weitere Artikel zum Thema Vorschule, Schule, Schulvorbereitung und Ferienkurse findest du hier.

Bleib gesund und gelassen!

P.S: Schöne und (teilweise ungewöhnliche) Bastelvorlagen findest du bei Kribbelbunt.
Dieser Beitrag wurde im Dezember 2019 veröffentlich und im Mai 2021 überarbeitet.

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