Ist Mein Kind schulreif? – Die Frage vieler Eltern von Vorschulkindern

Ist mein Kind schulreif? Kaum eine Frage beschäftigt Eltern mit Kindern im Vorschulalter mehr. Die 5-jährigen können so viel und ihnen ist im Kindergarten oft langweilig. Andererseits erscheinen sie oft noch kindlich und wecken das elterliche Schutzbedürfnis. Dieser Artikel soll dir weiterhelfen.

Besonders Artikel im Zusammenhang mit Schule werden von mir regelmäßig überarbeitet. Denn da gibt es immer wieder Neuerungen und neue Bestimmungen.

Ist mein Kind schulreif, Mädchen am Schreibtisch sitzend und schreibend

Kannst du dich noch an die Poldi-App erinnern? Sie war ab 2020 als standardisiertes Testverfahren im Probebetrieb. Eigentlich wäre für 2021 der flächendeckende Einsatz der Poldi-App geplant gewesen. Sie sollte helfen zu beurteilen, ob ein Kind ohne zusätzliche Unterstützung dem Unterricht folgen kann.
Ende 2019 gab es sehr viele Diskussionen um dieses Thema und dann kam die Pandemie. Ich konnte keine neuen Informationen zu dem Thema Poldi-App finden.

Offensichtlich hat man die Pandemie genützt, um dieses Projekt sanft entschlafen zu lassen. Jedenfalls habe ich befreudete Lehrer befragt und auf deren Schulen kommt die App nicht zum Einsatz. Sie war bei ihrem Einsatz schon umstritten und nach den mir vorliegenden Informationen, waren die Erfahrungsberichte nicht berauschend.

Ich sehe das ehrlich gesagt mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn es gibt kein stadardisiertes Verfahren. Die Einschätzung ob ein Kind schulreif ist, istdem/der Schuldirektor:in vorbehalten.

Das ist einerseits gut, denn Menschen können abwägen. Sie sehen nicht nur Fakten, sondern sie bemerken auch, ob ein Kind einen guten oder einen schlechten Tag hat. Sie können also verantwortungsbewusst Entscheidungen treffen, die nicht nur auf Testergebnissen beruhen.

Für manche Kinder ist das aber nicht so gut. Denn sie können eventuell nicht so gut mit Menschen. Die machen sie nervös. Dann werden sie nie die Leistung bringen, die sie könnten, wenn sie sich beobachtet fühlen.

Wir haben in Österreich viele ganz hervorragend ausgebildetete und engagierte Lehrer:innen. Manchmal kann es aber sein, dass diese – trotz allem Engegement – am Ziel vorbeischießen. So wurde mir z. B. bei einem Vortrag in einem Kindergarten am Land folgendes berichtet und von der Kindergartenpädagogin bestätigt.
Die/Der Schuldirektor:in legt den Kindern eine Bildgeschichte vor. Bei dieser müssen sie die Bilder in eine sinnvolle Reihenfolge bringen und erzählen. Das ist eine schöne Idee, denn so haben die Kinder etwas, woran sie sich geistig festhalten können.
Jedoch: Diese Bildgeschichte handelt von einer Familie, die in einem Park ein Picknick macht. Die Kinder leben in einer kleinen bäuerlichen Gemeinde und haben – zumindst im Alter von 6 Jahren – meisten noch nie ein Picknick erlebt. Das ist von ihrer Lebensrealität ganz weit weg. Sie sehen also auf den Bilder keine Familie, sondern einen Mann und eine Frau in der Küche beim herrichten der Speisen und später zwei Erwachsene auf einer Decke sitzend und essend. Daneben spielen Kinder. Sie bringen die Kinder also gar nicht in Verbindung mit dem Paar … und dann wird bewertet, ob die Kinder die Geschichte „richtig“ erzählt haben. Doch was ist dieses richtig?

So ein standardisiertes Testverfahren könnte auch ein Vorteil sein

Ein standardisiertes Testverfahren könnte – richtig eingesetzt – auch ein Vorteil sein. Es muss sich dabei ja nicht unbedingt um eine App handeln. Es könnte auch ein Fragen- und Spielekatalog zu bestimmten Bereichen, wo man feststellen will, wo das Kind steht. Also soziale Kompetenz, Impulskontrolle, Merkfähigkeit, Stifthaltung etc.

Ein Testverfahren Könnte ein großer Vorteil für die Kinder und Eltern sein. Die Schulreife wird ganz klar abgefragt. Es wird schon bei der Schuleinschreibung klar, welche Bereiche ein Kind gut beherrscht und wo noch Nachholbedarf besteht. Gegebenenfalls kann dann mit geeigneten Spielen und Vorschulblättern gezielt geübt werden.

Kinder sind im Vorschulalter extrem aufnahmefähig und klein Lücken können bis zum Schulbeginn leicht gefüllt werden.

Außerdem wissen Eltern dann endlich auch, was in der Schule von ihren Kindern erwartet wird und welche Voraussetzungen Kinder mitbringen sollten, um dem Unterricht gut folgen zu können. Das kann und wird eine Menge Unsicherheiten im Vorfeld beseitigen.

Hab keine Angst dein Kind zu fordern und zu fördern, damit es fit für die Schule wird

Auch die Kinder können von dieser Klarheit profitieren. Denn Kinder wollen lernen und sich entwickeln. Sie brauchen nur die entsprechende Förderung beziehungsweise das richtige Material. Dabei muss dieses Material nicht teuer gekauft werden. Vieles kannst du mit Alltagsmaterial ganz einfach in euer Leben einbauen.

Gerade im Vorschuljahr klagen viele Eltern, dass ihrem Kind im Kindergarten viel zu langweilig wäre.
Die meisten Eltern trauen sich aber nicht, ihr Kind auf die Schule vorzubereiten. Sie haben aus unerklärlichen Gründen Angst etwas falsch zu machen oder Sorge, dass ihr Kind dann in der Schule unter Langeweile leiden wird. Das Gegenteil ist meistens der Fall. Wenn die meisten Kinder gut vorbereitet sind, dann können die Pädagog:innen auch gut mit dem Stoff vorangehen.

Meines Erachtens sind viele Kinder die als hochbegabt gelten einfach vom langsamen Unterrichtstempo unterfordert. Nicht der Stoff ist ihnen zu leicht, die Wiederholungen gehen ihnen auf die Nerven. Zudem haben gerade die Kinder, die eine schnelle Auffassungsgabe haben nicht gelernt, dass es bei manchen Fähigkeiten Übung braucht. Es reicht nicht zu verstehen, wie addiert wird. Um gut und schnell rechnen zu können braucht es eine Menge Übung. Genau darum werden hochbegabte Kinder dann oft leistungsmäßig von anderen Kindern überholt und werden dann zu Underachievern. Die Lösung wäre, ihnen anspruchsvollere Aufgaben zum selben Thema anzubieten.

Gut vorbereitete Kinder haben den Vorteil, dass sie sich ganz in Ruhe allen emotionalen und sozialen Herausforderungen stellen können, die der Schulanfang mit sich bringt.

Kinder wollen lernen

Die Einstellung zu Leistung und Arbeit ist von Kultur zu Kultur unterschiedlich. Herrscht im deutschsprachigen Raum die Meinung Kinder sollten vor allem „Spielen und Kind sein“, so gibt es in anderen Ländern ganz andere Ansichten. Dort wird früher auf die Schule vorbereitet und mehr Wert auf die Schulreife des Kindes gelegt.
In Frankreich und auch im spanischsprachigen Raum lernen Kinder bereits im Kindergarten schreiben. Im Libanon lernen die Kinder im Kindergarten Arabisch und beginnen auch zu schreiben, ab der Grundschule lernen sie Französisch und später Englisch.

Kinder zu fordern muss einen spielerischen Zugang nicht ausschließen!

Ilse Maria Lechner

Meine Nichte hat den Kindergarten in Chile besucht. Im letzten Kindergartenjahr übersiedelte die Familie wieder nach Österreich. Als ich sie damals fragte, wie es ihr im österreichischen Kindergarten gefällt, gab sie mir zur Antwort: „Naja, Tante Ilse, ganz gut … aber weißt du es ist schon komisch: Die Kinder arbeiten hier nie, sie spielen nur. In Chile durfte ich schon Schreiben üben.“ Sie hatte also eine andere Haltung zum Lernen.

Die Kinder arbeiten hier nie. Sie spielen nur.

Zitat meiner Nichte im Alter von 5 Jahren.

Sie vermisste diese Anregungen. Das heißt nicht, dass meine Nichte damals nicht gerne spielte. Sie war eine ganz normale 5-jährige. Aber sie liebte es auch zu sitzen und zu malen oder Buchstaben zu üben. Da sie zudem einen großen Bruder hat, konnte sie bei Schuleintritt bereits sehr gut lesen.
Falls du dich jetzt fragst: Nein, sie hat sich nicht gelangweilt.

Fordern wir Kinder zu wenig, werden sie demotiviert – und das ist schlecht für den Schulerfolg

Das deckt sich übrigens mit den Beobachtungen von Maria Montessori, die feststellte, dass Kinder im Alter von ca. 5 Jahren ein großes Interesse für Buchstaben entwickeln. Dieses Fenster sollten wir nützen. Denn Kinder lernen viel leichter, wenn sie intrinsisch motiviert sind.

Denn in diesem Alter ist das Fenster zur Schrift ganz weit offen. Du bemerkst das daran, dass dein Kind immer wieder fragt: „Was steht denn da?“ oder „Wie schreibt man das?“ oder feststellt „Mama, schau mal, da steht ein L im Namen.

Die meisten Kinder dieses Alters bekommen aber im deutschsprachigen Raum die Antwort: „Da bist du noch zu klein, das lernst du dann in der Schule.“
Wie frustirerend muss das für ein interessiertes Kind sein!
Was lernt es dabei? – Wenn ich etwas wissen will, für das ich noch nicht alt genug bin, so bekomme ich keine Antwort. Es gibt also Wissen, dass nicht an das Interesse, sondern an das Alter gebunden scheint. Wie doof ist das denn! Denn es kann sein, dass das Interesse im passenden Alter bereits erloschen ist.

Wie doof muss es sich anfühlen, etwas lernen zu wollen und zu hören: „Da bist du noch zu klein dafür!“

Ilse Maria Lechner

Durch dieses „Abbremsen des Interesses“ wird einerseits eine irre Vorfreude und eine große Erwartungshaltung erzielt, aber die Schule kann dieser Erwartung nicht gerecht werden. Viele Kinder haben im Alter von 6+ schon wieder das Interesse an Buchstaben verloren. Plötzlich sollen aber alle Kinder still am Tisch sitzen und Schreiben lernen. Der Übergang erfolgt aprupt und ohne Vorbereitung.

Für manche Kinder ist es der richtige Zeitpunkt; einige wären aber schon viel früher so weit. Dein Kind ist also nicht erst mit Eintritt in die Schule schulreif. Es kann diese Schulreife schon lange davor erreicht haben.

Diese Fähigkeiten sollte dein Kind beherrschen um schulreif zu sein

Eine Liste von Fähigkeiten, die dein Kind bei Schuleintritt großteils beherrschen soll, bekommst du hier. Die Betonung liegt auf großteils. Lass dich also nicht verunsichern, wenn dein Kind nicht alles kann. Lass dich nicht irritieren, wenn du von meiner Seite wegkommst. Ich arbeite mit Dina Beneken eng zusammen und wir haben diese Liste gemeinsam erstellt.

Sprachliche Fähigkeiten

Auskunft geben und Auskunft einholen

Dein Vorschulkind sollte in der Lage sein über sich selbst zu erzählen, Tiere und Gegenstände zu beschreiben, Sachverhalte und Handlungsabläufe zu schildern und auch Auskünfte einzuholen – also z. B. nach dem Weg zu fragen.

All diese Dinge lernt dein Kind am besten im Spiel und im Alltag.

Du kannst es mit Interesse und Nachfragen unterstützen:

  • Kannst du dich noch erinnern, wie der Hund von Tante Irmi aussieht?
  • Welche Katze am Bauernhofurlaub hat dir am besten gefallen?
  • Wie schaut dieses Piratenschiff, das du dir wünscht denn genau aus?

Damit dein Kind lernt nach Auskunft zu fragen, regst du es am besten in passenden Situationen an. Vielleicht darf es einmal in der Bäckerei selbst etwas kaufen und muss fragen, was das Kipferl kostet. Oder du gibst vor, deine Uhr sei stehen geblieben und es soll das andere Elternteil fragen, wie spät es ist, damit du deine Uhr richtig einstellen kannst.

Sprache und Sprachgeschwindigkeit

Die Sprache deines Kindes ist klar. Es kann sowohl laut als auch leise sprechen und die Sprachgeschwindigkeit beeinflussen.

Die Sprache wird aktiv und passiv geübt. Passiv beim Zuhören. Darum ist es wichtig, dass du dich selbst bemühst klar zu sprechen, wenn dein Kind in der Nähe ist. Ebenso hören sich Kinder beim Erzählen oder Vorlesen vieles ab. Eine Geschichte wird erst so richtig spannend, wenn sie gut erzählt wird.

Aktiv üben Kinder, indem sie selbst erzählen dürfen. Dabei ist es ganz wichtig, dass du dir Zeit nimmst, deinem Kind zuzuhören und nachzufragen. Im Alltag rauscht das Kindergeplapper leider oft an uns vorbei. Aber sprechen lernt dein Kind am besten in einem Gespräch.

Es kann sehr anstrengend sein, einem aufgeregten Kind zuzuhören, das Vieles wiederholt oder lange Pausen macht. Halte durch! Du hilfst deinem Kind mit deiner Gedulg, sich zu sortieren und in ganzen Sätzen zu sprechen.

Für sich selbst einstehen

Dein Kind sagt was es möchte und ist in der Lage, seine Empfindungen zu äußern.

Unterstütze dein Kind dabei herauszufinden, wie es ihm geht und das auch zu sagen. Das passiert im besten Fall ganz nebenbei, wenn du dich bemühst, die Empfindungen deines Kindes nachzuvollziehen. Wenn dein Kind das nächste Mal grantig ist, findet einfach gemeinsam die Ursache heraus.

Zuhören und Wiedergeben

Dein Kind hört zu, wenn jemand etwas erzählt und kann das gehörte auch in eigenen einfachen Worten wiedergeben.

Das können Geschichten sein, aber auch Anordnungen und eine Schilderung von Handlungsabläufen. Aber bitte frag nicht mit einem „Was hab ich dir gerade gesagt?“ nach. Das führt zwar dazu, dass dein Kind das Gehörte wiedergibt, aber es wird sich auch klein dabei vorkommen. Es entsteht ein Machtgefälle.
Eine nette Variante wäre es beispielsweise, dass du dir abends vom Kind eine der üblichen Gute-Nacht-Geschichten erzählen lässt. Oder ihr lasst gemeinsam den Tag Revue passieren und dein Kind erzählt dir, was es alles erlebt hat.

Es kann selbst Geschichten erfinden und erzählen

Ermutige dein Kind selbst Geschichten zu erfinden und zu erzählen.

Ihr könnt das ganz einfach üben, indem ihr z. B. auf der Wiese liegt und in den Wolkenhimmel guckt. Wenn jemand von euch in den Wolken etwas zu erkennen glaubt, dann beschreibt er es und erfindet eine Geschichte, wie dieser Gegenstand/das Tier in den Wolkenhimmel gekommen ist.

Sozialverhalten

Höflichkeit und gute Wünsche

Dein Kind sollte die wichtigsten Höflichkeitsregeln beherrschen. Also: grüßen, bitte und Danke sagen, Glückwünsche überbringen …

Die meisten Kinder lernen das ganz automatisch, indem die Erwachsenen in seiner Umgebung höflich mit dem Kind umgehen. Hier gilt: Kinder lernen am besten durch Beispiel.

Trost und Hilfe

Dein Kind kann sich in andere einfühlen und hilft, wenn es merkt, dass jemand in Not ist? Gratuliere, dann hat es einen weiteren Schritt zur Schulreife erreicht.

Auch da ist dein Beispiel der beste Leitstern für dein Kind.

Verhalten in Gruppen

Dein Kind kann anderen zuhören und sie ausreden lassen. Das Kind reagiert auf seinen Namen und meldet sich, wenn es in einer Gruppe etwas sagen möchte. Es kann warten bis es dran ist.

Es kann Gruppenregeln anerkennen und sich merken.

All das lernt dein Kind normalerweise im Kindergarten und du kannst zu Hause zusätzlich unterstützen.

Eine typische zu-Hause-Situation wäre z. B. ein Telefonat oder ein Gespräch mit einer Freundin. Hier kannst du deinem Kind beibringen, dass es warten soll und nur aus wichtigen Gründen unterbrechen soll. Aber gib deinem Kind bitte ein Signal, dass du es wahrgenommen hast.
Du kannst mit deinem Kind z. B. schon vorher vereinbaren: Wenn ich dich an der Schulter berühre und dir kurz in die Augen schaue, dann habe ich dich gesehen und weiß, dass du mir nachher etwas erzählen willst.

Mathematische Früherziehung

Zählen

Das Interesse an den Zahlen setzt bereits im 3. Lebensjahr ein. Wenn du da gut auf dein Kind eingehst, dann wird es bis zum Schulbeginn alles Notwendige erlernt haben.

Dein Kind kann bis 20 vorwärts und ab 10 rückwärts zählen.

Vorwärts zu zählen ist für die meisten Kinder kein Problem. Rückwärts zählen lernen sie am leichtesten beim Raketenstart. Baut ihn öfter Mal ein, bevor eine Situation losgeht. Am besten bei etwas, das für dein Kind einen hohen Aufforderungscharakter hat, oder wenn es sich sehr auf einen Sache freut.

Verknüpfung von Zahl und Menge

Wenn dein Kind eine Menge sieht, dann kann es die Elemente der Menge abzählen und die richtige Zahl zuordnen.

Das erfordert schon ein wenig Übung. Aber auch hier gibt es eine Menge Spiele, die das ganz spielerisch leisten. Es gibt z. B. Zahlenmemorys, wo auf einer Karte die Zahl und auf einer anderen die Gegenstände in passender Menge abgebildet sind. Auch das aktive Zählen von Gegenständen im Alltag ist eine gute Vorbereitung. Meine Kinder haben das immer beim Wäsche aufhängen mit den Wäscheklammern gemacht. Ich habe sie gebeten mir 3/7/4/9 Wäscheklammern zu geben.

Es ist in der Lage Mengen zu erfassen. Mengen bis 6 sollten ohne zählen erfasst werden können.

Mengen bis 6 zu erfassen lernt dein Kind am schnellsten mit Würfelspielen. Hier kann es sich das Mengenbild gut einprägen. Aber Vorsicht: Es ist noch einmal eine Stufe schwieriger unstrukturierte Mengenbilder zu erfassen. Unstrukturierte Mengenbilder kann dein Kind beim Spiel mit Murmeln üben.

Zählen und Ordnen

Im Zahlenraum bis zehn sollte dein Kind Mengenvergleiche anstellen können. Es weiß, dass 3 kleiner ist als 6, aber größer als 1. Es kann von einer Zahl die Vorgängerzahl und die Nachfolgezahl benennen.

Ornungszahlen

Dein Kind sollte auch in der Lage sein den dritten Stift von rechts oder den zweiten Stift von links in einer Schachtel von Stiften zu finden und seine Farbe zu benennen.

Reihen und Folgen

Wenn dein Kind eine Reihe von Symbolen sieht, dann kann es diese Symbole in der richtigen Reihenfolge fortsetzen.

Das könnt ihr mit Arbeitsblättern üben. Ihr könntet aber auch Muster legen, die sich immer in der gleichen Reihenfolge wiederholen. Oder ihr fädelt Perlen nach einer bestimmten Reihenfolge auf eine Schnur.

Ordnen von Gegenständen nach verschiedenen Kriterien

Gegenstände können von groß nach klein, von dick nach dünn von lang nach kurz oder umgekehrt geordnet werden.

Farbige Einsatzzylinder Montessorimaterial

Ein geniales Material, um das zu erlernen sind die bunten Zylinder von Maria Montessori. Aber ihr könnt das auch mit unterschiedlich langen Stiften, unterschiedlich dicken Klötzchen oder Ähnlichem üben.

Raumlage

Dein Kind kann die Richtungen vorne – hinten, oben – unten, links – rechts, auf – unter, neben richtig einsetzen.

Übungen dieser Art könnt ihr im Alltag ganz einfach einbauen.

Sachkunde

Die meisten Kinder interessieren sich für Pflanzen und Tiere. Beantwortest du die Fragen deines Kindes in diesen Bereichen, dann ist dein Kind ganz gut vorbereitet.

Dein Kind sollte auch über das Wetter reden können, und die Tages und Jahreszeiten richtig benennen können.

Der eigene Körper ist ihm ein Begriff und es kann seine Körperteile benennen. Es ist in der Lage für sich selbst zu sorgen: sich anzuziehen, zur Toilette zu gehen, selbständig zu essen.

Sprache und Schrift

Die meisten Kinder entdecken ihr Interesse an der Schrift rund um das 5. Lebensjahr.

Sie wollen wissen, wie sie diesen oder jenen Buchstaben schreiben können. Sie interessieren sich, mit welchem Buchstaben ein Wort beginnt.

Das ist die richtige Zeit, um dein Kind aktiv zu fördern.

Es sollte Anlaute und Auslaute erkennen und unterscheiden können.

Motorik der Hand

Damit dein Kind gut und leicht Schreiben lernt, braucht es eine gut vorbereitete Hand. Die Kraft der Finger muss ebenso vorhanden sein, wie die Beweglichkeit des Handgelenks und die Koordination der Schreibfinger.

Dazu braucht dein Kind auch noch eine gute Hand-Auge-Koordination und eine sichere Fingerhaltung beim Schreiben.

All das erwirbt es beim Malen, Zeichnen und bei verschiedenen Übungen des täglichen Lebens. Diese Übungen des täglichen Lebens sind Schütten, Löffeln, Öffnen und Schließen. Alles, was dein Kind ab dem Alter von 2 Jahren schon gerne tut 😉

Viele Kinder lieben es auch mit der Pipette zu arbeiten. Auch das ist eine hervorragende Vorbereitung auf die Stifthaltung. Es wird nicht nur die Haltung trainiert, auch der ausgeübte Druck muss passen, sonst kommt zu viel aus der Pipette heraus.

Zudem sollte es auch noch Formelemente der Schrift wie senkrechte und gerade Linien und Kreise beherrschen.

Auch das kann es beim Malen lernen, bei Schwungübungen, mit dem Finger im Sandbett … die Möglichkeiten sind nahezu unerschöpflich.

Wenn dein Kind Buchstaben üben mag, dann lass es zu. Es ist ganz egal, ob dein Kind Schwungübungen macht, oder gleich Buchstaben schreibt. Wichtig ist es die Motorik der Hand zu schulen.

Vorbereitung der Muskulatur

Um gut Lesen und Schreiben zu können sollte aber auch die Muskulatur der Wirbelsäule stark sein. Denn in einer aufrechten Haltung fällt die richtige Stifthaltung viel leichter. Zusätzlich ist der Blick auf Heft oder Buch gerade. Somit fällt es leichter in der richtigen Zeile zu bleiben.

So weit so klar. Aber auch einige andere körperliche Anzeichen zeigen, ob dein Kind schulreif ist:

  • Dein Kind kann auf einem Bein stehen.
  • Es kann überschlagend Stiegen steigen, d. h. es steigt auf jeweils nur mit einem Fuß auf die nächste Stufe und geht nicht im Nachstellschritt.
  • Dein Kind kann rückwärtsgehen.
  • Ist dein Kind in der Lage mit den Fingern den Fußboden zu berühren, wenn es sich vorne überbeugt und die Beine gestreckt sind?
  • Kann dein Kind beidbeinig hüpfen?
  • Wie stellt es sich beim Ball spielen an?

Wow, dein Kind soll eine ganze Menge beherrschen, damit es in der Schule gut mitkommt

Du siehst die Beurteilung der Schulreife ist nicht nur an geistige Fähigkeiten geknüpft. Auch die Muskulatur sollte vorbereitet sein. Es gibt eine Menge soziale und emotionale Kompetenzen. Hier findest du Anregungen, wie die Fähigkeiten deines Kindes beim Basteln oder beim Singen gefördert werden.

Ich habe aus einem ganzen Katalog von Anforderungen, wie man Schulreife bewertet nur einige Dinge herausgenommen. Der Sinn ist ja nicht, dass du dein Kind selbständig durchtesten kannst. Du sollst nur einen Eindruck bekommen. Die meisten Sachen sind gar nicht so schwer und werden von den meisten Kindern beherrscht.

Du bist jetzt gerade etwas ratlos, ob dein Kind das schon alles kann? Vielleicht fühlst du dich jetzt gerade auch überfordert, weil du nicht sicher bist, ob du dein Kind objektiv genug siehst. Oder du brauchst ein paar Ideen, wie du dein Kind spielerisch dabei unterstützen kannst, diese Fähigkeiten zu erwerben und all das zu erlernen?
Dann schau doch einmal auf Youtube den Bildungstalk an, den ich mit meiner lieben Kollegin Dina Beneken mache. Hier ist der link zur Playlist des Bildungstalks. Dort besprechen wir immer wieder, wie du dein Kind fördern kannst, was es können soll, wie du als Mama gut reagieren kannst, …

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Vieles ist leichter, wenn ihr die Stärken und Schwächen kennt

Es ist die Vielfalt der Fähigkeiten die dein Kind beherrschen soll. Der Teufel liegt im Detail. Oft ist ein Kind wirklich schulreif. Aber in einigen Teilbereichen hat es noch kleine Schwächen.

Es gibt Teilbereiche in denen dein Kind unbedingt Vorerfahrungen braucht, damit es in der Schule gut darauf aufbauen kann. Das ist z. B. bei den Zahlen und dem Zahlenverständnis der Fall. In der Schule lernt dein Kind rechnen, aber das Verständnis für Zahlen erwirbt es schon lange vorher.

Bei aller Stärkenorientierung machst du deinem Kind das Leben in der Schule viel leichter, wenn du seine Schwächen kennst. Denn du weißt dann genau, wo ihr ansetzen könnt, wenn es einmal nicht so richtig klappt. Im Übrigen helfen diese Stärken deinem Kind wahrscheinlich auch seine Schwächen zu überwinden. Stärkenorientierung heißt nämlich nicht Schwächen zu ignorieren, sondern diese Stärken zu nutzen.

Andererseits wird dein Kind immer Mut und Motivation aus den Bereichen schöpfen, die es wirklich gut beherrscht.

Das könnt ihr später beim Üben nutzen. Wie das geht, darüber schreibe ich ein anderes Mal mehr in einem neuen Blogartikel.

Bleib gesund und gelassen,

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