Warum du als Mutter nicht immer Verantwortung übernehmen solltest

Gehörst du auch zu den Frauen, die gerne die Kontrolle behalten? Vor allem in der Familie; für alles und jeden.

  • Wenn jemand etwas sucht, suchst du mit.
  • Fühlt sich jemand schlecht, versuchst du alles, damit es ihm oder ihr besser geht.
  • Kommt es zu Konflikten zwischen den Familienmitgliedern, dann hälst du es gar nicht oder nur sehr schwer aus.
Warum du nicht immer Verantwortung übernehmen solltest

Du weißt genau, wo deine Jüngste ihre Puppe liegen hat lassen.
Du hast dir im Vorbeigehen gemerkt, wo der Schlüsselbund deines Mannes liegt.
Die Buntstifte deines Sohnes hast du gleich mal auf seinen Schreibtisch gelegt, weil du weißt, dass er sie im Badezimmer nicht suchen wird.
Du weißt, wann dein Sohn Mathe-Schularbeit hat und wann deine Mutter zur Kur fährt.
Du kannst deinem Vater sagen, was deine Mutter sich zum Geburtstag wünscht.
Deinen Mann erinnerst du daran, seine Mutter zum Arzt zu führen und die Kinder zum Sport zu bringen.

Du hast nicht nur eine gute Beobachtungsgabe und bist empathisch, sondern du fühlst dich für Vieles verantwortlich.
Denn oft geht diese Gabe einher mit dem Gefühl: „Ich muss mich um alles kümmern, die anderen merken sich nichts.“

Wenn all das auf dich zutrifft, dann kann ich dir nur folgende Tipps geben:

  1. Du musst nicht allein an alles denken.
  2. Übernimm nicht immer und für alles die Verantwortung.
  3. Gib mit der Zuständigkeit die Verantwortung ab.
  4. Zu viel Kontrolle schadet der Motivation
  5. Fühl dich nicht für die Probleme und die Gefühle deiner Familienmitglieder zuständig.

Klingt egoistisch?

Das ist es nur bedingt. Denn es gibt mehrere Gründe, warum du nicht immer – Betonung auf immer – die Verantwortung übernehmen solltest.

Du musst nicht allein an alles denken

Jeder hat seinen Aufgabenbereich. Dein Kind kann allein an seine Buntstifte denken, dein Mann hat den Termin mit seiner Mutter selbst ausgemacht.
Wenn sie nicht dran denken, ist es nicht deine Schuld und auch nicht dein Aufgabenbereich.

Wenn du immer Verantwortung übernimmst, verlassen sich alle auf dich

Ilse Maria Lechner

Wenn du immer die Verantwortung übernimmst und ohnehin alles kontrollierst, haben die anderen keinen Grund selbst verantwortungsvoll zu handeln und genau zu arbeiten. Sie wissen ja: „Mama macht die Endkotrolle und wenn was nicht passt, sagt sie es.“

Wenn du immer kontrollierst, sinkt die Motivation

Du kontrollierst alles, was deine Lieben übernehmen? Wenn deine Kinder Staub saugen, dann findest du nachher am Teppich noch Krümel. Wenn dein Mann die Küche macht, wischst du die Arbeitsplatte noch einmal nach, weil es nicht gründlich genug ist?

Kenn ich! Habe ich auch lange gemacht. Bis mir bewusst wurde, was ich dadurch unbewusst vermittle. „Du machst es ohnehin nicht gut genug!“

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf arbeitet niemand motiviert. (Hier kannst du nachlesen, wenn du deine Lieben ermutigen willst.)

Gib mit der Aufgabe die Verantwortung ab

Das kann böse ausgehen? Stimmt! Aber wir alle lernen aus Erfahrungen und auch aus Fehlern. Das heißt jetzt nicht, dass du deine Kinder absichtlich gegen die Wand laufen lassen sollst. Aber es reicht, wenn du sie rettest, wenn sie selbst ihren Fehler bemerken. Und auch dann bitte nur, wenn sie das wollen. Denn oft wollen Kinder eine Aufgabe die sie verbockt haben selbst wieder in Ordnung bringen. Damit stärkst du das Verantwortungsgefühl deiner Kinder und sie können langsam in die Verantwortung hineinwachsen.

Du bist nicht für die Gefühle deiner Familienmitglieder verantwortlich

Auch wenn du möchtest, dass es allen gut geht und wenn es dich selbst trifft, wenn ein Familienmitglied traurig oder wütend ist. Es ist nicht deine Trauer und auch nicht deine Wut. Du bist nicht für die Gefühle deiner Familienmitglieder verantwortlich.

Klar, du kannst da sein und trösten. Du kannst Halt geben und Sicherheit vermitteln. Aber all das kannst du viel besser, wenn du dich nicht in die Gefühlsstrudel der anderen hinein ziehen lässt.

Mitfühlen und nicht mit leiden ist die Devise.

Wie schaffst du es also, dich ein wenig abzugrenzen?

Abgrenzung ist wichtig. Aber auch ich schaffe das nicht immer.
Ich habe eine gute Freundin, die mir einmal den Spruch: „Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen!“ geschenkt hat. Ich empfand diesen Spruch wirklich als Geschenk. Denn er hilft mir zu unterscheiden, was meine Angelegenheiten sind und wo meine Aktivität gefragt ist. Oder wo ich nur indirekt betroffen bin und nichts damit zu tun habe. Wobei diese indirekte Betroffenheit für mich manchmal sehr schwerzvoll sein kann. Aber ich kann halt trotzdem nciht immer etwas tun, um die Situation zu ändern.

Zwei Beispiele:

Abgrenzung gegenüber Eltern

Angenommen mein Vater hätte starke Magenschmerzen und weigert sich aber zum Arzt zu gehen, weil er findet, es ist nicht schlimm genug. So muss ich ihm und seinem Körpergefühl vertrauen. Alles andere wäre übergriffig. Trotzdem kann es sein, dass es mir weh tut, wenn ich sehe, wie er Schmerzen hat.

Falls mein Mann auf den Geburtstag seiner Mutter vergisst, dann ist sie vielleicht traurig und die beiden haben möglicherweise sogar Streit. Das ist für mich unangenehm. Aber es ist nicht mein Streit.

Denn ich kann trotzdem an den Geburtstag meiner Schwiegermutter denken und ihr gratulieren. Natürlich könnte ich im Namen meines Mannes ein Geschenk besorgen. Aber das würde das eigentliche Problem, dass mein Mann nicht an seine Termine denkt, nur verdecken.

Es ist eben nicht mein Zirkus. Auch wenn ich indirekt durch schlechte Stimmung betroffen bin.

Ich möchte dir den Spruch gerne weiter schenken.

Überlege dir beim nächsten Mal bevor du eingreifst oder aktiv wirst: Ist das mein Zirkus?

Wenn nicht, dann lass es sein. Du hast ohnehin genug andere Dinge, an die du denken und die du erledigen musst.

Bleib gesund und gelassen!

Deine Mütterversteherin

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